© by J. Lèfevre


14. August 2021

Liebes Tagebuch, ein Jahr ist vorbei. Es war heute vor 364 Tagen, 8736 Stunden sind gezählt. Ich schreibe in dich, mein kleines Buch, letztes Jahr bin ich am See gesessen und habe noch in mein Notebook geschrieben, ich weiß gar nicht mehr, wo es ist. Nichts ist mehr so wie es ist. Alle haben gedacht, es wird so wie früher, doch die Zukunft ist jetzt, die Normalität nur eine blasse Erinnerung. Das, was noch da ist, ist die Welt, so alt und fremd sie auch geworden sein mag, wir Menschen wissen nun, dass wir die Natur nicht besiegt haben, sie hat uns besiegt. Die Welt wird auch noch die nächsten 364 Tage bestehen, aber ich weiß nicht, ob ich den nächsten Sonnenaufgang noch erleben werde, es könnte jeder Tag mein letzter sein, das war auch schon vor 8736 Stunden so, aber diese Realität hat keiner von uns gelebt, jetzt ist die Vergangenheit des Menschen die Zukunft geworden. Das Licht, das Feuer, das archaische ist unsere einzige Waffe. Die Dunkelheit, die Nacht, die Kälte, unserer Feind, der sichere Tod, der uns erwartet, wenn sie uns finden. SIE, das warst einmal Du, Du der Koch, der mir mein Essen gemacht hat, der LKW Fahrer, die Krankenschwester, der Arzt, der Feuerwehrmann, die Politikerin. Sie alle gibt es nicht mehr. Es gibt nur mehr Sie, die die mein Ende bedeuten, wenn ich SIE treffe. Doch das schlimmste ist nicht der Überlebenskampf, sondern die Stille, die Stille, die so laut ist, dass sie durch meinen Kopf dröhnt. Kein Verkehr, keine Flugzeuge kein Straßenlärm mehr. Es gibt nur mehr mich und meine Gedanken.

Die Sterne leuchten so hell wie vor tausend Jahren, nichts trübt mehr den Blick in das Universum. Der Asphalt ist durchbrochen von Wurzeln und Blumen, stumme Zeugen eines Unterganges. Die Schönheit der Natur ist unbegreiflich und ihre Grausamkeit ist Allgegenwärtig, die einzig bestimmende Regel: Fressen und gefressen werden.

 SIE streifen umher und ich fürchte mich jede Sekunde meiner Existenz. Manchmal hoffe ich, dass SIE mich finden und ich Teil werde des Untergangs werde. Jeder Untergang braucht seine Utopie. Unsere war es, dass wir in unserer blinden Erhabenheit, unserem Größenwahn ergeben und damit in den Irrglauben begeben haben, über die Macht zu verfügen einen Virus zu bekämpfen. Das Virus, das war der schlussendlich der Mensch und die Erde hat sich selbst geheilt. Den Todesstoß haben wir uns ironischerweise selbst verpasst, in dem wir die Chancen ergriffen haben eine Medizin zu finden, die uns am Ende in Zombies verwandelt hat.