© by Michaela Lipp

Das Geheimnis vom St. Andräer See

Ein Wassertropfen treibt mit den anderen durch den Fluss der Zeit. Erinnerungen vom Meer, von Vergangenheit, von der Gegenwart sind präsent.
Der Tropfen erfreut sich gerade an seinem salzlosen Zustand, sagen doch die Menschen, zu viel Salz ist ungesund.

Der kleiner Fluss, ein Süßer sozusagen, schlängelt, nein flüsselt sich durchs Lavanttal. Schön ist es da, zum Sterben schön. Aber Wasser stirbt nie.
„Hier will ich sein“, sagt der Tropfen.

„Hier will ich sein“, sagt die Menge.

„Hier bleiben wir“, sagt das Wasser.

Eine Senke wird im Hochwasser ausgesucht.
Die Menschen erschrecken, ein Hochwasser ohne Grund, ohne Anlass, ohne vorherigen Starkregen? Aber es ist Hochwasser, die Österreicher sind verblüfft.

Die Kärntner schwanken zwischen Stolz und Interesse.

Aber St. Andrä hat einen See, der ohne Vorhersagen entstanden ist. Dass in seinem Inneren Tropfen sind, die dableiben wollten, weiß nur das Wasser. Und was macht das Wasser da draus?

Es macht ab und zu Urlaub hier, wenn es keine Lust hat zur Veränderung, zum Fließen, zum Wandern.
Manches Mal, ganz selten, dürfen auserwählte Wassertropfen hier bleiben. Und andere gehen wieder, aber das ist alles freiwillig, kein Alcatraz. Eher Luxusurlaub, Kur, Rehabilitation.

Darum ist es hier so friedlich. Die Menschen wie auch jetzt das Wasser.

Das ist das Geheimnis des Sees von St. Andrä.