© by Karin CH. Taferner

Die Insel

Braungrünes Wasser schmiegt sich in die grüne Landschaft. Obenauf schwimmt eine Insel aus leeren Kanistern. Ein großer Betonblock hält sie an ihrem Platz. Kinder liegen darauf, springen ins Wasser, ziehen sich daran hoch. Die Bademeisterin ruft zur Vernunft. Die Mädchen und Buben schubsen sich neckisch. Das Spiel geht weiter. Rauf auf die Insel, rein ins Wasser. Lautes Gelächter.

Im Strandrestaurant interessierte Blicke. Ein Herr mit dem Bier ist von den Kindern fasziniert. Er starrt förmlich auf die Insel und das bunte Treiben, nippt an seinem Bier.

Platsch – ein Kinderpo schlägt ein wie ein Bombe. Platsch, platsch. Drei Kinder im Wasser, nur zwei Köpfe tauschen auf. Platsch. Wieder ist ein Kind gesprungen.

Die Kette hält einen kleinen Körper fest. Ein Strampeln, ein Ziehen. Wild um sich schlagen. Nach Luft Ringen. Das Moorwasser füllt die kleinen Lungen. Das Leben flieht.

Ein Schluck Bier kühlt die Kehle. Ein zufriedenes Nicken. Die Rechnung bitte.

Die Bademeisterin zahlt. Der Gast geht.

Badeschluss tönt es durch die Lautsprecher. Das Wasser vibriert. Kinder trocknen sich widerwillig ab. Ein Handtuch nach dem anderen verlässt die Wiese. Eines bleibt. Das blaue mit den Autos darauf. Weiße Turnschuhe stehen einsam daneben.

Die Bademeisterin leert die Mülleimer, blickt über den See. Was für eine Totenstille. Sie packt das Handtuch und die Schuhe in den Müllsack und schwimmt zur Insel hinaus. Mit Kopflicht und Taucherbrille tastet sie sich der Inselkette entlang nach unten. Sie zieht den Körper nach oben, legt ihn auf der Insel im Mondlicht ab. Sie bekreuzigt sich und sperrt das Bad ab.

Die ersten Badegäste warten schon beim Eingang. Das Bad ist leer, die Insel auch. Vor dem Büro der Bademeisterin steht eine schwarze Sporttasche voller Scheine und einem Zettel: danke für die Einladung. Es hat vorzüglich geschmeckt. Die nächste Rechnung geht auf mich.