© by Christiana Zöchling

Labello
(Freewriting)

Meine Wahl fiel auf das Labello. Den Labello, das Labello? Egal! Ein rosa Lippenpflegestift, original verpackt. „Pastel dreams“ ist die Bezeichnung. Sicher ein wunderbarer Stift um meine Lippen zu pflegen. Leider kann ich es nicht ausprobieren, weil ich ihn zurückgeben muss. Ich spüre in meiner Fantasie, wie sich ein angenehmer, samtiger Film auf meine Lippen legt, spüre den pflegenden Effekt, rieche den Vanilleduft, der in meine Nase zieht und habe immer mehr das Verlangen, die Verpackung aufzureißen, um zu überprüfen, ob sich meine Vorstellung auch bestätigen würde. Komisch, dass gerade ich dieses Teil heraus gefischt habe, da ich doch an trockenen Lippen leide. Sonderbar, oder? Es gab viele interessante Gegenstände in diesem Sack. Oder hat der Gegenstand mich gewählt? Könnte doch auch sein? Vielleicht sollte mir damit vermittelt werden, dass ich mich mehr um meine immer wieder ausgedörrten Lippen kümmern soll. In meiner Firma herrscht so trockene Luft, dass alles vertrocknet. Wer da nicht genug trinkt und schmiert, sieht beizeiten wie eine Dörrpflaume aus. Dass ich mir genau diesen Pflegestift erwählt habe, sagt mir, dass ich einen in die Firma mitnehmen soll, und als ich das denke, fällt mir ein, dass ich heute in der Apotheke einen geschenkt bekam. Als vorgezogenes Geburtstagsgeschenk. Nun, ich brauche diesen einen gar nicht. Ich nehme einfach den von zu Hause zur Arbeit mit, und die Tage der Dörrpflaumen sind für immer gezählt.