© by Michaela Lipp

Monolog der Pechmarie

 „Na Goldmarie, drückt dich das Gold nicht? Du fällst überall auf, fühlst du dich so wohl? Ich mit meiner schwarzen Pech-Farbe kann mich in jedem Schatten verstecken, und du bist immer –IMMER- im Mittelpunkt! Du musst immer adrett aussehen, reinlich und sauber sein, Haare gekämmt haben, und du darfst nie schlechte Laune haben, nie rülpsen, nie Flatulenzen haben. Du machst das Frauenbild kaputt!

Ich beneide dich kein bisschen! Klar, du bist tüchtig und fleißig, aber du und abgebrochene Fingernägel? Goldene abgebrochene Fingernägel? Goldene Schuhe, Kleidung, jedes Schmuckstück sieht an dir langweilig aus. Du bist fleißig, goldig und die Gewinnerin. Marie, weißt du was Tarifverträge sind? Jeder von uns kämpft um eine 37,5 Stundenwoche, und du gehst dahin zur Frau Holle, lässt dich auf Arbeit ohne Vertrag ein, natürlich ohne einer anständigen Überstundenbezahlung.

Außer dein Gold, aber was machst du damit? Mit der Haut abschneiden, dass du bezahlen kannst? Deine Kleidungsstücke loswerden, dass du irgendein Einkommen hast. Wenn dich die Steuerfahnder erwischen, kannst du gleich deine Arbeit versteuern und dein Schwarzgeld, naja dein Gelbgold. Sowas kann mir nicht passieren, ich bin die Schwarze, die Düstere, die Dunkle. Meine Zeit kommt, als Grufti. Jedes Schmuckstück sieht an mir toll aus! Eine einzelne Blume unterstreicht meine Schlichtheit. Ich kann nachts schlafen, weil das Mondlicht auf mir reflektiert wird. Eine einzelne Kerze wird bei dir zur Discobeleuchtung. Da kommt niemals Romantik auf, und jedes verdammte Kilo, das du mehr hast, wird deutlich! Ich bin schwarz, schön und bei Dieben wäre ich richtig.

Frau Holle, ich danke dir, niemals werde ich graue- silberne Haare bekommen, und meine Fingernägel sind immer lang und schön. Ich muss sie nie waschen, Ich bin schön, die Marie die schönste Marie!“