© by Maria Gansch

Tischlein deck dich

 Es war einmal ein Schneider, der hatte drei Söhne und eine Ziege. Als der Älteste die Ziege grasen ließ, fragte er sie abends, ob sie genug hat. Sie antwortete: „So viel und so gut habe ich schon lange nicht gefressen!“ Darauf ging er mit ihr nach Hause.

Als der alte Schneider die Ziege fragte, ob sie genug hat, sagte dieses scheinheilige Vieh: „Lauter dürre Stängel sonst nichts.“ Da warf der Schneider seinen unschuldigen Sohn aus dem Haus.

Dem Zweiten und dem Dritten ging es genauso. Als der Schneider selber die Ziege auf die Weide trieb und sie danach und später am Abend fragte, ob sie genug hätte, kam er darauf, dass er seinen Söhnen Unrecht getan hatte. Vor lauter Zorn brachte er die Ziege zum nächsten Gnadenhof.

 

Der älteste Sohn ging zu einem Tischler in die Lehre. Nach dem Ende der Lehrzeit bekam er ein Tischchen. Es sah ganz gewöhnlich aus. Der Meister erklärte ihm, dass er nur „Tischlein deck dich!“ zu sagen braucht, und auf dem Tisch stehen die besten Speisen.

Der Geselle wanderte mit dem Tischlein heimwärts. Müde ging er in ein Gasthaus, um zu übernachten. Dem Wirt kam es seltsam vor, weil er nichts essen wollte. Nach eine Weile sah er mit der Überwachungskamera, dass der Gast sehr gut aß. Den Zauberspruch hatte er nicht gehört. Am nächsten Morgen, als der Geselle kurz das Zimmer verließ, tauschte der Wirt den Tisch um gegen einen ganz gewöhnlichen Tisch. Der junge Mann war sehr enttäuscht, weil es zu Hause nicht mehr funktionierte. Der Wirt war auch nicht froh, weil auf dem Tisch nur vegane Würste und bitterer Salat stand und statt Wein oder Bier gab es nur pick süße Limonade.

 

Der zweite Sohn wurde Müller. Nach Ende der Lehrzeit bekam er einen Esel. Das ganz gewöhnliche Grautier konnte auf Befehl Euros aus seinem Hinterteil fallen lassen. Durch Zufall kam er beim Heimgehen zum gleichen Wirt. Der entdeckte auch dieses Geheimnis und tauschte auch den Esel um. Leider verstand der Wirt das Zauberwort wieder nicht richtig, und der Eselmachte nur ganz normale Verdauung.

 

Der dritte Sohn war bei einem Drechsler in die Lehre gegangen. Als er nach Hausen ging, bekam er einen Knüppel. Wenn ihm Unrecht geschieht, braucht er nur „Knüppel aus dem Sack!“ zu sagen, und schon haut dieser den Gegner grün und blau. Er kam wieder zum selben Wirt. Inzwischen hatten die ersten beiden Brüder den dritten mit dem Handy vorgewarnt. Als der Wirt wieder den Knüppel gut gebrauchen konnte, wurde er von diesem solange grün und blau geschlagen, bis er das Tischchen und den Esel herausrückte.

Der Esel sonderte daheim wieder ganz normale Euros ab und auf dem Tischchen waren wieder die köstlichsten Speisen wie früher da.

Ende gut alles gut! Und wenn sie nicht gestorben sind, leben sie noch heute.