© by Ingrid Hoffmann

März 2020

 Ich hab das Virus nicht. Doch ich muss daheim bleiben, wie alle anderen auch. Damit werde ich nicht angesteckt. Damit stecke ich niemand an, sollte ich doch das Virus in mir tragen. Ich bin nicht getestet.

 Ein Gutes hat Covid 19.

Sofern die Witterung zu dieser Jahreszeit es zulässt – der Klimawandel macht’s möglich -, liege ich in der Sonne. Ich genieße meine eigenen vier Wände. Ich lese wieder Bücher. Meine Heimsauna ist angeheizt. Ein heißes Vollbad mit Kräuterölen nehme ich jetzt öfters. Mein Kind wohnt nicht um die Ecke, also nehme ich Nachbarschaftshilfe beim Einkauf an. Jeden Tag!!! gehe ich im Wald spazieren. Mein Garten sieht viel gepflegter aus, als im Vergleich zu den Jahren davor. Und:

 Ich mache Hausputz. Zum Beispiel Fenster putzen. Gläser und Flaschen in der Speisekammer ordnen. Kleiderschränke, Laden und Kommoden, Keller und Dachboden ausmisten. Bügeln. Kaputte Kleidung in Ordnung bringen. Das ist sehr meditativ. Der Hausputz in der Seele ist auch wichtig. Ich finde wieder zu mir selbst. Außerdem entdecke ich natürlich viel „Gerümpel“, das ich reparieren oder mich davon trennen sollte. Doch das fällt schwer. Konkrete Dinge kann ich leichter weggeben. Es tauchen aber auch all die „Leichen“ auf, die ich im Keller meines Herzens tief vergraben habe. Dinge, die ich unterlassen habe, Dinge, die ich besser unterlassen hätte. Sie spuken herum in meinem Seelenhaus, machen mir Angst, lassen mich nachts nicht schlafen. Und es ist schwer, sie zu verscheuchen.

 Ich nehme also Bleistift und Papier. So komme ich wieder ins Schreiben. Meine Blockade löst sich langsam. Die Gedanken fliegen nur so und lassen sich gar nicht so leicht stoppen.

 Keineswegs fühle ich mich aber eingesperrt, sondern sehe vielmehr alles klarer. Eine Chance, schon lange Angedachtes in die Tat umzusetzen. Wo vorher ein Hindernis stand, ergibt sich nun vielleicht ein Weg…