W by Karin Ch. Taferner

 

Kommen Sie, schreiben Sie!

Ständig News, Neuigkeiten und Meldungen. So viele Gedanken kreisen in mir. Fernsehen langweilt mich. Facebook und Co. bieten keine Ablenkung mehr. Es muss wieder Ordnung in den Kopf. Hilfe liegt in der Schublade.

Wenn keine Autos fahren, keine Flugzeuge fliegen und alle zu Hause bleiben, dann ist Schreibzeit. Zeit den Kopf zu entdecken, die Gedanken zu erforschen, das Gehirn zu erwandern und die Erinnerungen abzustauben. Der Stift wandert übers weiße Blatt und Buchstabe für Buchstabe tasten wir uns vor in unsere Phantasie.

Der Alltag verstummt, das Surren des Geschirrspülers bringt uns an einen einsamen Strand, wo ein Fischerboot schaukelt und die Gischt an die Steine klatscht.

Die Zeit ist zeitlos geworden, der Tag so wertvoll. Das Leben ist wieder kostbar. Das Zwitschern der Vögel draußen am Kirschbaum ist so klar. Die Melodie trägt die Gedanken davon. In den tropischen Urwald, wo die Affen durch die Bäume hangeln, der Boden duftet und sich die letzten Regentropfen an den Blättern festhalten.

Ausgangsbeschränkung für die Füße bedeutet Neueröffnung der inneren Welt. Wo wir spüren, was fehlt, wo wir erkennen, was zu viel geworden ist, wo wir fühlen, was wir brauchen, wo wir nicht suchen sondern finden. Wir finden Kreativität, überraschen uns selbst, besinnen uns der Einfachheit und fokussieren uns. Auf uns, unser unmittelbares Umfeld, reflektieren, schauen in den Spiegel nicht um der anderen willen sondern um unserer selbst willen.

Die Zeit ist gekommen. Fastenzeit. Wahres Fasten, kollektives Fasten. Entschleunigen, sich auf das Wesentliche reduzieren. Was für ein Glück, diesen Stillstand kosten zu dürfen. Literatur ist das, was bleibt, wenn die Zeit vergeht. Darum schreiben Sie. Einfach drauflos.