by Michaela Lipp

 

Unser Garten zuhause

Ich liebe unseren Garten, er ist pflegeleicht. In der Mitte ist Wiese, Rasen kann man das ja nicht nennen. Am Jahresanfang sind es die Löwenzahnblüten, diese gelben Tupfen, die süß riechen, danach kommen die Gänseblümchen. Ich mag das Gras dieser Wiese nicht mähen, will ich doch diese schönen Gänseblümchen nicht köpfen. Die sind so wetterfühlig: Ist es sonnig, sind die Blüten offen, aber bei Regenwetter sind sie verschlossen.

Manchmal gibt es Habichtskraut, das so herrlich orange blüht und Aurikel, die meistens gelb sind. Am nördlichen Rand zur Nachbarin beginnt der Reigen mit einem Schmetterlingsflieder, der erst dieses Jahr gesetzt wurde. Direkt am Zaun ist die Weinrebe, die sich oft auch zur Nachbarin schleicht, wenn wir nicht aufpassen. Boshaft erwürgt sie dann deren Pfingstrosen, die zu nahe sind. Überhaupt sind aus Nachbarinnengarten Walderdbeeren zu uns gewachsen und auch Zitronenmelisse. So haben wir immer für unser Leitungswasser einen guten Geschmack. Kleine rote Erdbeeren und Melisse, die beiden harmonieren wirklich angenehm.

 

Vier Hibisken wachsen dort und etwas versteckt ein wunderschöner Rosenstock. Direkt auf der Ecke, vor der Rose, fast beschützend steht unser kanadischer Ahorn- Strauch, der inzwischen schon sehr hoch geworden ist. Der Strauch öffnet seine fächerförmigen Blätter im Frühling in einem so intensiven Rot, dass jeder, der ihn ansieht, einfach nur lächeln muss.

 

Straßenseitig kommen dann Lavendel, ein paar geerbte Traubenhyazinthen, Tulpen, Osterglocken und ein ganz großer Rosmarin- Strauch, bei dem ich immer wieder verpasse, ihn zur rechten Zeit zurückzuschneiden. Etwas Schnittlauch aus der Donauau verbirgt sich auch beim Rosmarin.

So ist die Nordseite recht blickdicht zugewachsen, die östliche nur niedrig, wir sehen die Nachbarn recht gut. (Also deren Eingangsbereich). Wir sind recht gut abgeschirmt durch einen niedrigen Zaun. Unser kleines Reich! Wir gießen sehr selten, da es kaum von Nöten ist. Ein Napf für die Vögel mit Wasser steht im Garten, den fülle ich meistens regelmäßig.

Manches Mal ist das Gras, sind die Blumen kniehoch gewachsen, und es tummeln sich Mäuse und Schnecken darin. Das stört so gut wie nie, obwohl ich fast immer barfuß durch den Garten gehe.

 

Und jetzt passierte es:

Oh Gott, ich bin auf etwas getreten. Meine Sohlen fühlen sich so klebrig an. Als ich auf unsere Terrasse trete, merke ich, dass ich noch etwas Unaussprechliches an der Fußsohle kleben habe. Ein Schneckenleiche? Nein, ich hopse auf einer Ferse in unsere Dusche, um mich zu säubern. Es ist Kot! Viel Seife und noch mehr Wasser, dann bin ich irgendwann wieder sorgenfrei.

Heute werde ich mal wieder den Garten etwas wässern, er wirkt mir doch sehr trocken.

Also wird der Schlauch angesteckt. Das macht Willi in der Küche. Ich schaue im Garten darauf, wo unser doch sehr alte Schlauch leck ist. Und da bewegt sich etwas unter dem einen Hibiskus Strauch. Das kommt ein Igel aus heraus. Ein IGEL in unserem Garten! Er schüttelt sich, wie ein Hund, der vom Schwimmen kommt, beutelt das Wasser von seinem Kopf. Ich renne ins Wohnzimmer, hole mein Handy, um ihn zu fotografieren. Als ich herauskomme, steht er seitlich zu mir, streckt sein kleines Schwänzchen in die Höhe und … kackt rotzfrech in unseren Garten. Jetzt weiß ich, wo ich zuvor reingetreten war. In Igelexkrementen. Unsere Nachbarin bemerkt gerade, dass ich fotografiere. Ich frage sie:

„Wir haben hier einen Igel im Garten, weißt du das?“ Sie kommt lachend näher zum Zaun und sagt dann ganz stolz:

„Ja, das ist eine Mama, eine Igel Mama mit vier Kindern.“

„Sag bloß, du fütterst die?“

„Ja klar, die hat doch jetzt unheimlichen Bedarf an Nahrung.“

„Ah ja, und bei uns kackt er in den Garten. Dankeschön!“

Ich war gerade nicht sehr erfreut. Nun wird der Garten wieder öfter beregnet. Ob der Igel merkt, dass wir keine öffentliche Igeltoilette sind?