© by Anna Laimer

Armer, schwarzer Kater!

Am frühen Morgen eines kalten Frühlingstages stieg mein geliebtes Frauerl in ein fremdes, größeres Auto und kam nie mehr wieder. Was geschehen war weiß ich bis heute nicht, aber ich musste mich damit abfinden.                                  Meine Futterschüsseln wurden täglich zweimal von Frau Gabi, einer lieben Nachbarin, die oftmals zu Besuch kam und mich schon vorher an manchen Tagen im Jahr versorgte, gefüllt, sodass ich keinen Hunger leiden musste. Dennoch war ich lustlos und traurig. Im Haus wurde es allmählich kühler und in den vielen einsamen Stunden kroch ich unter meine warme Lieblingsdecke und schlief die meiste Zeit des Tages. In der Nacht machte ich meine gewohnten Runden im Garten oder in der Nachbarschaft, um meine Kontakte nicht zu verlieren. Der weiße unsympathische Streuner, den mein Frauchen oftmals mit Futter versorgte, kam des Nachts durch die Klappe ins Haus und bediente sich an dem, was ich aus Appetitmangel überließ. Mein Pfauchen schreckte ihn nicht ab und so blieb es bei den unangenehmen Begegnungen.          Eines Tages kam eine Frau ins Haus, die meinem Frauerl sehr ähnlich sah, und zu meiner großen Verwunderung blieb sie bei mir. Nun wurde ich von ihr versorgt und sie heizte täglich den Ofen ein, sodass es wieder angenehm warm wurde. Ich gewöhnte mich an sie und wenn sie ihre Mahlzeiten einnahm saß ich oftmals bei ihr am Tisch und wir trauerten gemeinsam. Ich schlief auch bei ihr im Doppelbett und genoss ihre Streicheleinheiten.  So vergingen viele Tage und Nächte, doch dann war die Sache mit der Maus, die ebenfalls im Schlafzimmer Quartier bezogen hatte. Anscheinend hatte sie keine Lust mit mir zu spielen und zur Strafe ignorierte ich sie.     Sie blieb, aber die Frau, die ich schon sehr lieb gewonnen hatte war so überraschend wie sie gekommen war wieder weg. Auch das konnte ich, wie so vieles nicht verstehen.          Nun übernahm erneut Frau Gabi meine Versorgung, die aber bald nicht mehr hier, sondern in ihrem Haus, welches nur zwei Häuser weiter ist, stattfand. Anfangs gefiel mir das gar nicht, denn die dort hauseigene Katze war ebenso alles andere als erfreut über mein tägliches Erscheinen und ließ mich dies kräftig spüren. So verzog ich mich nach dem Fressen so schnell ich konnte wieder in mein Stammquartier, das ich durch die Klappe jederzeit aufsuchen und verlassen konnte. Doch wie würde das weitergehen? Ich spürte, dass eine ent- scheidende Veränderung bevorstand und ich war in großer Sorge. Die Besuche im Haus wurden immer weniger und notgedrungen mußte ich mich schön langsam mit den Räumlichkeiten bei Frau Gabi vertraut machen und mich auch mit dem Widerstand der rötlichen Katze, namens Putzi (Kratzbürsti wäre wohl passender) abfinden. Wir gingen uns so gut es ging aus dem Weg. Wenn ich kam, verließ sie meist das Haus und umgekehrt. Ein Pfotenhieb beim aneinander vorbei streifen und ein unüberhörbares Pfauchen war dabei üblich. Auf der Terrasse lagen wir nun doch des Öfteren, denn da war größerer Abstand möglich. In den vielen warmen Sommernächten war ich jetzt ohnehin viel unterwegs und auch am Tag verbrachte ich die meisten Stunden im Schatten der Büsche und Bäume. Als es schön langsam herbstlich wurde und ich nun doch mehr Zeit im Haus verbringen wollte, fand ich ein gemütliches Sofaplätzchen im Wohnzimmer, auf dem zu meiner Freude meine vertraute Decke lag. Schön langsam und mit großer Vorsicht näherte ich mich auch dem Schlafzimmer. Frau Gabi schien nichts dagegen zu haben und ich konnte wie bei meinem früheren Frauchen das Bett beziehen. Auch der Katze dürfte dies egal gewesen sein, denn sie kam nie. Damit hat sie für mich etwas an Sympathie gewonnen. Nun geht es mir wieder wirklich gut, ich habe meine Trauer überwunden und meinen Seelenfrieden in einem neuen, guten zu Hause gefunden! Seither bin ich nicht mehr der arme schwarze Kater, ich heiße jetzt „Burli“.  Übrigens: Der weiße Streuner ist noch immer auf Herbergsuche. Futter bekommt er anscheinend genug, aber ein Heim, wie es mir Glückspilz beschieden ist, wird er höchstwahrscheinlich nicht finden!