by G. Apo Stadler

G`schamster Diener

 

Geschmeidig laufe ich die Stufen hoch ins Obergeschoß. Auf halber Strecke drehe ich mich kurz um. Jawohl, mein Diener folgt mir. Es war ein hartes Stück Arbeit ihn wach zu kriegen. Doch der Hunger macht mich unbarmherzig.

Rasch durchquere ich die Küche, jumpe auf das Küchenkasterl. Bitte etwas Beeilung, oder soll ich die vergammelten Reste vom Vorabend fressen?!

 Mein Diener kennt meine Vorlieben. Die Brekkis von Kitekat werden mit Whiskas Stückchen verfeinert und an Naßfutter serviert er mir Lachs in Sauce. Gott sei Dank, denn auf Ente hätte ich heute keinen Bock gehabt. Diener kommt von dienen und so geht er schon vorsorglich ins Badezimmer. Er weiß, dass ich nur vom laufenden Wasserhahn trinke. Nachdem Hunger und Durst gestillt sind, verlasse ich durch die Katzenklappe das traute Heim um mein Geschäft zu verrichten. Das Beet um den Marillenbaum ist mein bevorzugtes Platzerl.

 Heute ist es ziemlich trüb. Beim Holz im Autounterstand höre ich verdächtige Geräusche. Magisch zieht es mich an und auf leisen Sohlen bewege ich mich zum Hackstock. Es muß eine Behausung dieser langschweifigen Wesen in der Nähe sein, denn wahrer Bratenduft umfängt meine empfindliche Nase.

 Ein Glückstag! Vorwärts, sprung und schnapp! Oh, ist diese Maus fett! Wo bringe ich sie hin? Am Anfang meiner Karriere hat mich mein Diener immer gelobt, doch jetzt sieht er es nicht mehr so gerne. Bingo, er liest die Zeitung und ich kann unbemerkt in den Keller huschen. Die Tür zum Badezimmer der Kinder steht offen.

 Tataratam! Vor dem Essen noch ein wenig spielen. Dieses fette Ding zappelt ganz schön. Ich werfe es in die Luft, mal schauen ob es fliegen kann. Nein, nicht hinter das WC. Du wirst gleich meine Krallen zu spüren bekommen. Hin-her-vor-zurück. Danke, dass genügt. Die Pfote fährt die Krallen aus, ein Biss, dann noch einer. Großen Hunger habe ich keinen, vielleicht nehme ich nur das Filetstück, um den Rest kann sich meine Haushaltshilfe kümmern.

 Ups, ich höre Schritte. Der Fluchtweg führt mich aufs Bett im Kinderzimmer. Am besten ich stelle mich schlafend, so als ob ich gar nie fort gewesen wäre. Er flucht!

Er sollte besser dankbar sein. Immerhin spart er sich das Aufstellen von Fallen. Den Köder, besten Bauchspeck, sollte er besser mir auftischen.

 Müdigkeit umfängt mich. Kein Wunder, bei einer Tagwache um 6.00 Uhr und meinem vollen Bauch. Hoffentlich läßt mich der Kerl am Bett schlafen und startet nicht dieses Ungetüm von Staubschlucker.

 Grrrpfffffff, grrrrpffffffff………