© by Michaela Lipp

Ein Grund zum Feiern?

Kein Grund zum Feiern!

 

In Deutschland wohnte ich in einer kleinen Gasse. Hier war mein damaliger Mann aufgewachsen, dieser kannte alle, die hier wohnten.

Natürlich haben die Kinder in der Gasse miteinander gespielt wie einst die Eltern. Fußball, Federball, und wir Alten standen auch ab und zu herum und plauderten recht nett miteinander.

Es wurde das Ortsgeschehen besprochen, die Politik und die neuen Nachbarn, die ab und zu in diesen alten Ortsteil gezogen waren.

Die Männer holten sich oft eine Flasche Bier dazu, und irgendwann kam ich auf die Idee, eine Bank aufzustellen. Also holten unsere Männer eine Bierbank. So eine hatte ja jeder in seiner Scheune oder in seiner Garage stehen. Dazu kam immer öfters eine zweite Bank, so dass sich alle hinsetzten konnten und ein Tisch, die Kinder wollten ja auch ihre Getränke haben.

Samstags abends, wenn ein paar der Nachbarn nichts vorhatten, holten wir also eine oder mehrere Bänke heraus. Mal vor dem einen Haus, mal im Hof eines anderen. Es blieb da nicht bei einem Bier. Es kamen süße Getränke dazu, Wein – wohl er seltener- und irgendwann auch etwas zu essen. Ein Grill wurde aufgestellt.

Wir hatten ein geflügeltes Wort: „Mache mir a Bänkle?“

Jeder brachte seine eigenen Sachen mit, also Teller, Besteck, Aschenbecher, Gläser, Bier, Limonade, Fleisch, Salate, Brot. Keiner hatte größere Auslagen dadurch, keiner hatte mehr Arbeit danach, außer die Bank aufzustellen.

Es war eine wunderbare Zeit voller Harmonie, Lachen, Fußballspielen auf der Gasse und Verkehrsberuhigung. Wir prosteten wir jedem zu, der vorüber fuhr. Waren welche zu schnell unterwegs, bekamen sie schon mal den Fußball aufs Auto, oder wir stellten unsere Bank dann weiter in die Gasse hinein mit Kerzen auf den Tischen, so dass wir auch von weitem gesehen wurden.

Immer wieder setzte sich auch der eine oder andere weitere Nachbar dazu. Wir lachten und hatten Spaß. Irgendwann brachten die Frauen die Kinder ins Bett, oder diese schauten in einem Haus gemeinsam fern. Vor Mitternacht war der Spuk vorbei, und wir lösten alles auf. Geschirr und Reste kamen in Körbe, die letzten Chips wurden eingepackt. Es war eine schöne Zeit, ich genoss es sehr.

Wie oft wir draußen saßen? Ich weiß es nicht. Ein paar Jahre lang sicherlich, so lang es das Wetter zuließ.

 

Ich habe kein Heimweh mehr nach Deutschland, nein. Aber manche dieser Menschen vermisse ich doch!