© by Otto Pikal

Das Glück des Anfängers

Seit vielen Jahrzehnten bin ich ein Saunaanhänger. Während meiner Zeit als Handelsreisender nahm ich jede Möglichkeit war in Hotels mit Sauna zu übernachten.
So kam es, dass ich bis zu vier Mal in der Woche die Sauna besuchte. Damals war ich auch noch rank und schlank. Heute bin ich nur noch rank.
Als ich bei meinen Reisen im Zuge einer fahrenden Ausstellung einen Partner bekam, war er über meine Umtriebe höchst erstaunt. Er war noch nie in einer Sauna gewesen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass man bei 100 Grad und mehr nackt herumsitzen und sich wohlfühlen könnte.
Eines Tages war er doch bereit, einen Saunagang mitzumachen. Es war eine Anlage mit drei Reihen übereinander und hatte so 100 – 120 Grad.
Das war schon eher heftig. Auf jeden Fall für einen Anfänger.
Ich setzte mich in die zweite Reihe und schlug ihm vor, sich in die erste Reihe zu setzen.
Als der Aufguss kam, kletterte mein Partner plötzlich höher in die zweite Reihe und dann sogar in die dritte Reihe, in die sich niemand hinauf gewagt hatte.
Er überstand den Aufguss. Danach erklärte er mir nie wieder eine Sauna besuchen zu wollen. Die Hitze sei unerträglich!
Er meinte es war Anfängerglück, dass in der dritten Reihe so viel Platz war.
Auf meinen Einwand, doch einfach in der ersten Reihe zu bleiben, meinte er entsetzt: Ich bin doch nicht wahnsinnig – so nahe beim Ofen!
Was soll man dazu sagen. Das nannte er Anfängerglück.