© by Michaela Lipp

Unkonzentriert

Konzentration ist so eine Sache!

„Willi“, fragte ich, „Willi – wann müssen wir heute los?“
„Willi, wann fährt der Zug?“
„Willi, wann kommen unsere Freunde?“

Der Willi bekommt meine Unkonzentriertheit voll ab. An manchen Tagen ist es besonders schlimm. Aber er als ehemaliger Lehrer ist es ja gewohnt, ständig Fragen zu beantwortet.

An manchen Tagen habe ich das Gefühl, dass ich vergesslicher bin, als an anderen.

Einmal, kurze Zeit nach dem Schlaganfall, vergaß ich, dass ich auf einer Treppe stand. Draußen war irgendetwas spannend. Ich ging geradeaus weiter, aber da war noch eine Stufe. Ich trat ins Bodenlose. Natürlich stürzte ich. Vorne über mit dem Kopf an die Haustüre. Leider hat mir das auch nicht geholfen. Ich blieb so unkonzentriert. An manchen Tagen ist es besser, aber dann wieder merke ich selbst, dass ich nicht gut denken kann.

Ich versuche mich an Wortspielen im Handy, male Bilder oder Mandalas aus. Aber das ist alles nicht genug. Mein Handy hilft mir oft: Datum, Uhrzeit, Termine, Telefonnummern. Dort kann ich mich immer informieren. Mein externes Gedächtnis.

Das kleine Einmaleins geht immer noch sehr gut. Das große ist im Nirvana meiner grauen Gehirnzellen verschwunden.

Mein Computer, mein Schreibprogramm hilft mir beim Denken. Namen in Geschichten – Zeitliche Abläufe- Hintergrundinformationen. Wie ist das alles gut, es nachlesen zu können.

Hätte ich später Alzheimer, die sich durch den Schlaganfall schon jetzt zeigt? Oder droht mir gar Demenz?

„Michi, wo ist der Schuhlöffel? Nicht in der Waschtasche, wo er hingehört.“

„Willi, ich habe ihn verlegt, aber ich weiß, wo der zweite ist.“

Ab und an funktioniere ich doch noch etwas!