© by Eveline Buca

 

Mia miaßn redn

 

Die ostseitig gelegene Terrasse wird von der Morgensonne geflutet. Sie ist mit Nutz- und Zierpflanzen in Töpfen und Trögen reich bestückt. Zudem findet sich gemütliches Mobiliar, das zu Beschaulichkeit einlädt. Auf dem großen Holztisch ist bereits ein reichhaltiges Frühstück angerichtet. Bernhard, ein Mann in den besten Jahren, hat schon Platz genommen. Wie üblich befindet sich links neben seinem Teller die Motorsportzeitung und rechts neben seinem Teller das eingeschaltete Tablet. Das Smartphone in Händen blättert er gelegentlich in der Zeitung, wirft alsdann einen Blick auf das Tablet während er mit flinken Daumen die eine oder andere Nachricht in sein Telefon tippt.

Sabrina, nicht mehr jung und noch nicht alt, kommt mit einer Kanne voll duftendem Kaffee durch die Terrassentür und nimmt ebenfalls am Frühstückstisch Platz. Sie füllt die Tasse ihres Mannes und ihre eigene mit dem Energie spendenden Getränk. In Bernhards Tasse gießt sie noch ein wenig Milch und fügt einen Löffel Zucker hinzu.

Bernhard hat Sabrina noch nicht wahrgenommen, zu sehr nehmen ihn die Medien in Anspruch. Sabrina scheint daran gewöhnt – jahrelange Routine.

Aber dann:

 Berni, mia miaßn redn!

 …

 Berni? Bernhard!

 Jo, woat a bissi, bin gleich fertig.

 Mia miaßn jetzt redn, Berni, sofort!

 Aber Sabrina, du klingst jo direkt bös? Was is los?

 Schau mich bitte an, wenn du mit mir redst!

 I hob doch gsogt, ich bin gleich fertig.

 Des kenn i scho, des kaunn Stunden dauan! Mach jetzt bitte einen Punkt und schau mi au!

 Heast, Mausi, warum vadiabst uns des Frühstück? Des is do sonst immer so gemütlich!

 Fia di vielleicht! Oba wos is mit mia? Eine Stunde Früh-stück ist eine Stunde schweigen. Foit dir ned auf, dass mia beim Frühstück kein Wort miteinander reden?

 Najo? I bin‘s glei, i schreib nur de Whats App fertig.

 Schau mich an, Berni!

 Na so guat. Aber dann bist du schuld, Sabrian, wenn da Johann wieda spinnt.

 Da Johann is mia wuascht, Berni. Wir müssen reden!

 Sabrina, host du a neue Frisur? Steht dir gut!

 Seit drei Wochen Bernhard.

 Schon Wahnsinn, wia de Zeit vageht! Gö Mausi.

Übrigens host dich beim Frühstückherrichten wieda söbst übatroffn.

 Lenk nicht ab, Bernhard.

 Jo daunn sog endlich was du willst, damit ma daunn weidamochn kennan wia imma. Da Kaffee wiad scho koid! A bissl nervös bin i a scho. Da Johann klopft dauand au!

 Sooo weitermachen will ich nicht mehr, Berni!

 Sooo weitermachen willst du nicht mehr? Wos haßt denn des? Mausi!

 I wü afoch wieda fia di wichtiga sei ois des Handy, des Tablet und da Ferseher. Ich halt das nicht mehr aus, Berhard. Und waunn si des ned ändat is boid vorbei mit Mausi und Berni. Endstation mein Lieber.

 Geh Mausi, wos sogst denn do. Ich hab dich doch so lieb, wie am ersten Tag!

 Dann beweise es!

 I waß wos? Ich kauf dir ein Tablet. Dann können wir beim Früh…

 Bernhard Hausleitner!!!!!

 Pfffff… Mausi!

 Es ist still geworden auf der sonnendurfluteten, ostseitig gelegenen Terrasse. Es ist alles gesagt, es kann weitergehen wie immer. Sabrina räumt den Tisch ab, bringt die Küche in Ordnung, um sich dann den Pflanzen auf der Terrasse zu widmen.

Bernhard ist im Stress. Er muss eiligst die zwanzig Mails und fünfzig WhatsApps beantworten, die in den letzten zehn Minuten eingegangen sind. Durch das Gespräch mit  seiner Frau ist er wirklich in Verzug geraten. Kaum aufholbar.

 Am nächsten Morgen nimmt Bernhard wie immer um acht Uhr am Frühstückstisch Platz, breitet wie üblich seine Utensilien aus, um wie gewohnt in den Tag zu starten.

Bernards Magen knurrt. Der Blick auf das Display des Handys verrät ihm: Elf Uhr. Er hebt den Kopf, blickt sich auf dem Tisch um und stutzt. Dieser ist nicht gedeckt, es ist kein Frühstück angerichtet.

 Und? Wo ist eigentlich Sabrina?