© by Michaela Lipp

Ich packe meinen Koffer

Wir fahren in die grüne Steiermark. Dort treffen wir uns mit den Kärntner Schreiberlingen. Aus Niederösterreich kommend nur drei Stunden Fahrt!

Was brauchen wir für zwei Übernachtungen? Eine Reisetasche steh offen auf dem Wohnzimmertisch. Jeder sucht sich seine Sachen selbst zusammen. Eine feste Hose zum Wechseln, dreimal Unterwäsche, ich nehme natürlich ein Sommerkleid und eine kurze Hose mit. Im Auto liegen immer für jeden ein warmer Pullover und eine zusätzliche Jacke, das genügt. Doch was muss noch hinein? Hund und Bär wollen mit, dort waren sie noch nie. Ladekabel fürs Handy mal zwei und unsere Medikamente.

 Die Waschtasche ist immer gepackt, da fehlt nichts. Ein paar Schuhe für jeden noch, fertig, es ist doch kein Problem, etwas nachzukaufen. Die Ausweise haben wir, die Bank- O- Mat Karte auch, Buch, Handy und Schreibzeug. Alles ins Auto, los geht es. 

Ich denke an früher mit der Familie:

Jedes Kind braucht viel Kleidung, Spielsachen, Lesestoff, Schuhe, Socken und eine Reiseapotheke, die umfassend war. Pflaster, Pinzette, Creme gegen Insektenstiche. Tabletten gegen Übelkeit, Durchfalle, Reisekrankheit, Salbe gegen Prellungen, zwei Verbandsrollen, sterile Wundverbände, Sprühpflaster. Windel für den Jüngsten. Ach ja, da packten wir sehr lange ein. Was fehlt jetzt? Ich brauchte nicht nur vier Zahnbürsten, nein auch mindestens zwei verschiedene Zahncremen, die Zahnspange, den Reiniger dazu, Fuß Creme, Handcreme, Gesichtscreme, Sonnencreme, zweimal Duschgel, viermal Shampoo, Ersatz-Schuhe, Brillen. Habe ich schon Wasserspielzeug erwähnt? Die große Wasserpistole muss zuhause bleiben, was ein großes Geheule auslöste, Kekse für unterwegs, Getränken.

Ach ja, der ganz normale Wahnsinn.

Wäscheseil und -Klammern, Waschpulver, Wasserflaschen für alle und natürlich die E-Card. Da wir ja immer und überall einen Arzt brauchten:

Mal waren es abgebrochene Zähne, die in einer Rutsche blieben,

ein aufgesprungenes Kinn, das genäht werden wollte, weil es nicht mit in den Pool sprang. Rückenprobleme, Kreislaufprobleme, Magenprobleme. Krankenhäuser und Ärzte- den kleinen Langenscheidt in der Landessprache, Landeswährung, Umrechnungszettel, Budget, Bargeld- eingenäht in Jeans.

Aber! Kofferpacken ist etwas für Anfänger. Auspacken, nach der Reise, das ist die Königsliga. Der Ehemann stellt die Koffer vor die Waschmaschine und verschwindet mit den Söhnen ins Wohnzimmer. Obwohl ich im Urlaub gewaschen habe, fällt wieder Wäsche an. Ich schüttle den Sand heraus und werfe die erste Portion in die treue Waschmaschine. Finde noch Steine, Muscheln und Verbandszeug.

Die Souvenirs aus Leder stinken erbärmlich, die dürfen es einmal draußen gepackt werden. Aus einer Schnecke riecht es nach verdorbenen. Wir haben einen Krebs aus Unwissenheit sterben lassen.

Die Ameisen, die sich in dem Obst für unterwegs satt gefressen haben, verlassen ungern die Örtlichkeiten. Die Kekse sind leicht feucht, waren das die Windeln? Obwohl ich genug von diesen Dingern mitgenommen habe, haben wir dort welche gekauft, nur als Vorsorge. Genau diese Menge haben wir jetzt wieder mit heimgebracht.

Ich darf die noch nicht entwickelten Filme dann wegbringen, die dann Dias werden. Wir wollen doch auch den Rest der Familie damit beglücken. Aber zuvor geht es noch Schnitzelessen. Meine Männer haben Schweinefleischverluste aufzuholen. Die Kinder wollen sich auf einmal nicht mehr mit Wasser begnügen. Es muss Limonade sein, wie im Urlaub.

Ich sitze da und denke: »Ich brauche Urlaub!«