© by Anna Maria Lippitz

Sprachlos zur Sprach gebracht

 Es mischen sich zwei Lebensfarben zweckdienlich im Speichel einer Endlichkeit.
Im Blutbad spritz ich endlich überm Tellerrand in meine Lebensbahn.
Her gespien auf das jungfräuliche Leinen als Abbild.
Einen Schatten werfe ich im Lichte meiner Mutter.

Mothertongue. Ton. Farbe. Farbton. Mutter. Ton.

Ein Mutterton der Sprach geworden zum Werk, zum Malwerk wird. Mothertounge, im Malwerk dieser Welt ein Malwerkzeug.

Meine Zunge. Muttersprache. Materni jezik. Mothertounge.

Bäuchlings nehm´ ich mir die Farbe dieser Erde aus dem Wurzeltrieb der Ahnenschale. Stille gierig mein Verlangen an der Mutterbrust. Die Sprachspur im Zungenmal gezogen, liebevoll, zärtlich, Mutter. Hingabe an ein Du im Regelmaß vergänglich.

Was wird aus meiner Sprache, wenn sie zu Schrift erstarrt? Schriftsprache.

Schrift ODER Sprache. Du buchstabierst sie mir in meine Zellen. Ich lerne meine Sprachlosigkeit durch Zungenfertigkeit zu überwinden.

Sanft muss ich sie sprechen. Langsame Annäherung in respektvoller Haltung. Der Blick in deine Augen sucht mich. Materni jezik. Mothertounge. Mutter. Sprache.

Das Mutterband im Zungenband als Sprachschnur der Abnabelung.

Auf Knien, Mutter stelle ich dir das Zeugnis aus und trockne die Zungenkunst mit meinem Haar, Mutter, auf Knien.

Dein Gebet ist meine Sprach geworden. Rankt sich empor, wagt sich zu recken dem, dem Demut inne. Meine Sprache oder ihre oder deren Sprache? Sprachverwirrt. Welches Wort in welcher Sprache wird sich treffen? Mir Spiegel sein? Wenn es mich trifft – betrifft es mich! Lippen zeugen vom Bekenntnis einer Farbe. Lippenbekenntnis?

Die Sprache braucht ein Du. Eine Leinwand, worauf sie trifft, um sich selbst zu erkennen. Um wir zu werden. Wird zu unserer, wenn sie uns meint. Uns. Ohne unsere Sprache…Wie nah ich ihr doch kommen muss, um sie dir zu malen – um dir zu zeigen, wer ich bin, was ich bin. Aus vielen Perspektiven nähere ich mich ihr an – dir an. Deiner Sprache. Dieselbe Sprache sprechend. Ein Zungentanz im Wörterreigen.

Meine Zunge malt dein Bildnis in unsre Landschaft ihrer Sprache. Ihre Sprache, die Sprache ihrer Mütter. Kann ich da auch in Liebe bleiben? Mich annähern? Oder bleibe ich eine Fremde? Wie bäumt sich wiederkehrend, kämpfend meine Zunge gegen all das Unbekannte. Sprachlos rollt sich das Geängstigte hinab. Resultat gespalt´ner Zungen. Zungenspuren, die das End´ bereiten. Mit meiner Handschrift drückte ich den Stempel. Deren Sprache nicht verstehen wollend.

Das Mahnmal stellt sich mir dar, verquert mir meinen Ausblick. Der Blickwinkel ist ein anderer geworden. Wie fragil das Du, das Ich und so viel Inbrunst in der Muttersprache. Herzend gibt das Zungenblatt die Richtung vor und wird doch eines Tags verstummen.

Mutter. Mutter!!! Sie taucht durch das schwarze Tal, und wieder mischen sich zwei Lebensfarben zweckdienlich im Speichel einer Endlichkeit.