© by Eva Novotny

Wurmschrauben und Madenschrauben

 Im Werkraum war es finster. Die Nacht war hereingebrochen, und wie ihr ja wisst, begannen die Werkzeuge miteinander zu sprechen und die Ereignisse des Tages auszutauschen.

Die Zange jammerte:

„Ich musste so viele Nägel aus einem alten Bilderrahmen entfernen, ich bin richtig müde!“ Auch die Feile und die Raspel stöhnten:

„Wir mussten stundenlang ein Holz Tier bearbeiten, das unser Herr geschnitzt hatte, mir tut jede Zacke weh“. Das hörte das kleine Stemmeisen und stimmte zu.

„Der Hammer klopfte ununterbrochen auf meinen Stiel, wie tut mir doch der Kopf weh!

So klagten alle über ihr Leid, waren aber glücklich, gebraucht worden zu sein und etwas geleistet zu haben. Auch die Schrauben und die Nägel murmelten, dass heute einige von ihnen verschwunden waren und irgendwo im Haus gelandet sind.

Der Werktisch war noch nicht zusammengeräumt, und es lagen U-Hakerln, rostige Nägel, Muttern, Beilagscheiben, Stahlstifte, Haken, Bildernägel und anderes Kleinzeug auf einem Haufen. Ein richtiges Durcheinander

Unter all dem Kleinzeug lagen auch zwei Wurmschrauben.

„Uns braucht niemand, wir liegen schon so lange da, wären wir doch Rundkopfschrauben, hätte man uns längst verwendet!“, klagten sie. „Da unter diesem Haufen, findet uns keiner.“

Da hörten sie ein leises Weinen von den Madenschrauben.

„Was ist los mit euch, warum weint ihr?“

„Wir sind so winzig, uns übersieht man immer, wir wissen nicht, wozu man uns brauchen kann, es interessiert sich keiner für uns, wir verschwinden ganz unter all den Großen“, klagten sie.

„Seid doch froh!“, meinte eine große Wurmschraube, „ihr könnt euch hier ausruhen und werdet nicht in ein enges Loch hineingepresst, das tut ganz schön weh“. Aber die Madenschrauben kamen sich so nutzlos vor, sie wollten auch gern irgendwo ihren Dienst tun. Um Mitternacht verstummte das Geplauder der Werkzeuge, denn alle waren müde geworden. Zeitig am Morgen kam ein Mann in die Werkstatt und brachte eine große Kiste gefüllt mit zu reparierenden Dingen: Kinderspielzeug, Beleuchtungskörper, ein altes Schloss und eine alte Pendeluhr. All das wollte er reparieren.

Sogleich begann er mit der Arbeit, und seine Frau half mit. Sie schaffte Ordnung am Werktisch, sortierte die Nägel, Schrauben, Haken und Muttern nach Größe und gab sie in bereitgestellte Schachteln und Gläser. Bei manchen fragte sie, ob die noch brauchbar wären und wenn nicht, ob sie sie wegwerfen könne.

„Was ist mit diesen Wurmschrauben, brauchst du die noch?“

„Ja, bitte, leg sie auf die Seite, in dem Schloss fehlen zwei.“ Die Wurmschrauben hörten es und waren sehr glücklich.

„Und was ist mit diesen Winzlingen, kann ich die wegwerfen?“ Die Madenschauben erschraken und zitterten vor Angst.

„Nein, ich glaube bei der alten Pendeluhr benötige ich ein paar, heb sie auf und gib sie in ein extra Glas, ich hab da ein ganz kleines!“

Und dort harren sie jetzt in freudiger Erregung aus und warten darauf, eingeschraubt zu werden.

So werden sie in der folgenden Nacht auch etwas erzählen können und freuen sich schon dazu beitragen zu dürfen, dass eine alte, kaputte Uhr wieder zum Funktionieren gebracht werden kann und ein altes Schloss wieder eingebaut werden kann.

Der Mann sagte zu seiner Frau: „Wie gut es doch ist, dass wir alles aufgehoben haben, so können wir immer auch die alten Sachen reparieren und müssen sie nicht wegwerfen. Ich danke dir, dass du das Durcheinander so schön geordnet hast!

Die Wurmschrauben, die Madenschrauben, die Muttern und die Nägel und die Senkkopfschrauben und wie sie alle heißen, waren sehr stolz im eigenen schönen Glas einen Platz gefunden zu haben.