© Wilhelm Maria Lipp

Hast du schon einmal darüber nachgedacht, ob ein Einkaufswagen auch einmal ein Service braucht? Gibt es dafür extra ausgebildete Fachleute? Mit extra Werkzeug, mit Zangen, Schraubenschlüsseln, Öl und allem möglichen Spezialwerkzeug? – Warum sollte es das nicht geben?

Als dereinst diese Einkaufswagen in den überall neu gebauten Großmärkten, Einkaufszentren herumstanden, damals noch ohne Münzverschluss, habe ich so manches Mal meinen eben ausgeräumten Wagen dem nächsten Kunden angepriesen: „Ich habe diesen Wagen gerade getestet, er läuft ruhig, rund, liegt gut in der Hand, lässt sich leicht um Kurven bewegen und nimmt bereitwillig all Ihren Einkauf an. Möchten Sie ihn gleich weiterfahren? Sie müssen nur versprechen, dass Sie ihn nach Ihrer Einkaufstour dem nächsten Kunden ebenfalls weiterempfehlen, dann kann ich Ihnen diesen wunderbaren Wagen hier überlassen!“

Die Reaktionen der Kunden waren unterschiedlich. Manche nahmen den angepriesenen Wagen wortlos, fuhren damit retour zum eigenen Auto und holten von dort das mitgebrachte Leergut, oder sie fuhren damit zum Lift und schüttelten den Kopf. Andere wieder wollten zugreifen, unterließen das aber dann, als sie hörten, sie müssten den Wagen dem nächsten Kunden ähnlich empfehlen. Wieder andere, und ich denke, das waren die Techniker, nickten zustimmend, ließen sich die Vorteile noch einmal erklären und versprachen, den Wagen selber genau zu beobachten und entsprechend weiterzugeben.

Manchmal hatte ich einen Wagen erwischt, bei dem ein Rad klemmte oder der eben unrund lief. Da erklärte ich, der Wagen hätte Charakter, man erkenne ihn am regelmäßigen „Klack, Klack!“, aber er erfülle seinen Zweck. Nur bei den Rechtskurven müsse man ein wenig gegensteuern, aber wenn man das wisse, sei es ungefährlich, ihn zur Einkaufstour zu benutzen, ja es sei sogar eine Auszeichnung, gerade mit diesem Wagen durch die Regalstraßen zu fahren und all die Produkte einzuschlichten, die einem zuriefen „Kaufe mich! Du brauchst mich! Dein Kind will mich! Mit mir kannst du deine Frau überraschen!“

Mit der Zeit habe ich mir dann auch ein Abzeichen gebastelt, auf dem „Testfahrer für Einkaufswagen“ stand, auch ein Ölkännchen hatte ich damals immer dabei, und natürlich trug ich die blaue Arbeitsmontur. Seither wurden die kopfschüttelnden Nachnutzer der Einkaufswagen weniger. Und wenn jemand den Kopf schüttelte, dann nicht mehr über den schrulligen Einkäufer, der sich als Testfahrer ausgab, sondern über die Bemühungen der Marktleitung, alle möglichen Irritationen ihrer Kundinnen und Kunden im Vorfeld schon auszuräumen.