© Maria Gansch

In einem Schaufenster liegt ein Buch. Der bunte Hinweis weist auf eine Neuerscheinung hin. Die Buchstaben des Titels sind dick und schwarz. Der Einband ist schlicht gehalten. Es ist ein richtiges Buch, man sollte es unbedingt lesen. Aber nicht jetzt, später, wenn ich das andere durchgeschmökert habe, und wenn dieser vielversprechende neue Roman auch in der Bücherei vorhanden ist.

Vor allem ist es die knappe Zeit, die immer wieder als Ausrede herhalten muss. Viele Menschen gehen vorbei. Manche haben Angst, aufgerüttelt zu werden. Das eigene Leben in Frage zu stellen. Die unbeschwerte Leichtigkeit zu verlieren. Den Pfad der Bequemlichkeit zu verlassen. Die Konflikte die sich daraus ergeben, will man unbedingt vermeiden. Man hat ja sowieso Probleme genug. Es ist die Angst, dass der Stoff zu trocken ist, fade dass man das Buch angelesen weglegt und nicht wieder fertig liest. Wieder eine unnötige Geldausgabe, die sichtbar herumliegt und nicht schnell im Müll verschwindet, wie so manches Entbehrliche. Das Buch rückt in der Auslage immer mehr zur Seite. Der Hinweis, dass es neu ist, ist schon lange weg. Das Licht der Sonne hat die Schwärze der Buchstaben etwas entschärft. Der übrige Inhalt des Schaufensters wird laufend aktualisiert. Es ist ein buntes Bild. Ein buntes Bild von Landschaften über Blumenwiesen bis zu den furchterregenden Gestalten eines Fantasie-Romans ist alles vorhanden. Nur ich in der Ecke muss eingestehen, dass ich ein Ladenhüter bin.