© by Michaela Lipp

Tilla

Hallo ihr da alle. Ich möchte mich vorstellen, ich bin Tilla. Kennt ihr nicht? Naja, dann lernt ihr mich jetzt kennen. Ich bin mit wunderschönem braunem Haar gesegnet und habe eine rosa Stupsnase. Auch meine Ohren sind rosarot wie auch mein Schwanz. Ja, du hast richtig gehört, ich habe einen Schwanz, obwohl ich ein Mädchen bin.

 Tilla ist mein Name, und ich habe einen tollen Job. Ich bin das Rückschauauge von meinem Herrn. Also er hat sozusagen hinten Augen, nämlich meine. Ich passe auf, dass ihn von hinten keiner ersticht. Jetzt bist du neugierig, wer mein Herr ist? Nun ich bin schon sehr lange bei ihm, und habe mit ihm viele Länder bereist, naja eigentlich beritten. Damals gab es noch keinen ICE oder gar Elektroautos. Nein, es war die gute alte Zeit der Plünderer und der Könige. Unter uns gesagt, da gab es auch kaum Unterschiede zwischen diesen Ständen.

 Nun mein Herr hatte mich immer unter seinen langen Haaren versteckt, wenn wir unterwegs waren und er meine Hilfe brauchte. Ich zwickte ihn dann immer auf der Seite ins Ohr, woher der Angriff drohte. Somit war er immer schnell und hat lange gelebt. Dann sagte er immer „Ah, Tilla, du bist mein Lebensretter!“ Darum haben ihn auch viele Menschen Atilla genannt, aber eigentlich heißt er Etzel. Somit war es auch gut, dass Etzel lange Haare hatte, im Laufe der Jahre habe ich viele Biss-Spuren hinterlassen.

 Du sagst, du hast noch nie von mir gehört? Nun schau mal in Tulln den Nibelungenbrunnen an, dort bin ich zu sehen! Man sieht, wie Etzel der Krimhilde, der traurigen aber rachsüchtigen Witwe von Siegfried, dem Nibelungen, den Hof macht, um ihre Hand anhält. Ich bin hinter den Menschen, aber was man nicht sieht, ich habe den Ring im Maul, den Etzel dann braucht, den er Krimhild anstecken wird.

 Wie die Geschichte dann weitergeht, das wisst ihr ja schon. Und jetzt wisst ihr auch, wer Tilla war und warum ich am Nibelungenbrunnen zu sehen bin.