© by Wilhelm Maria Lipp

Überfall!

 Jetzt hatte ich geglaubt, alles sei wieder in Ordnung. Wir hätten alle Übeltäter in der ganzen Gegend erwischt. Wir könnten beruhigt unser Anwesen für zwei, drei Tage alleine lassen. Unser Sohn, der Polizist, meinte es auch, dass wir wegfahren könnten, er und seine Frau würden sicher bei uns achtgeben, dass sich weder Bettler, noch anderes Gesindel bei uns breitmachen, wenn wir weg sind.

Das Gefühl von Sicherheit ließ uns unvorsichtig sein. Wir glaubten alles und fuhren wie geplant weg.

Das hätten wir nicht tun sollen, wir haben uns aber so etwas von geirrt, als wir unser Heim in Sicherheit wähnten!

Kaum kamen wir von unserem Kurzurlaub heim, bemerkten wir, dass wir wieder überfallen worden waren. Zwar sahen wir die Übeltäter nicht sofort, aber alles, was sie zurückließen, zeugte von ihrem Überfall. Schon beim Zugang von der Straße fanden wir diese auffälligen Zeichen, da war jemand gewesen, der unauffällig bleiben wollte. Tja, gerade das machte uns stutzig. Es glänzte und schillerte verräterisch. Schleimige Spuren führten vom Zaun weg an unserem Haus vorbei.

Wir eilten auf der Stelle hinters Haus. Dort sah man es aber ganz deutlich. Alles was meine Frau und ich in mühevoller Arbeit so wunderbar aufgezogen hatten, all das war von diesem heimtückischen Pack in Mitleidenschaft gezogen worden.

Ja, wir sind fürs Teilen, wir sind sozial und geben gerne. Aber eben, nur was wir freiwillig geben, das geben wir gerne. Sich selber zu bedienen, finden wir nicht für richtig, und doch ist es wieder passiert.

Salat, Kräuter, ja, jegliches Gemüse, das erst in kleinen Pflänzchen unseren Gemüsegarten bevölkern sollte, war verschwunden beziehungsweise dermaßen angebissen, dass wir sofort alles erneuern mussten.

Die Schleimspuren am Weg zwischen den Beeten verrieten uns die Übertäter. Schnecken hatten wieder einmal unseren Garten heimgesucht.

Der Erholungswert unsere beiden Urlaubstage war wie weggeblasen. Rasch holten wir aus dem Großmarkt neue Pflanzen für unsere Beete und das Schneckenkorn, auf das wir umweltbewusst bisher verzichtet hatten. Stattdessen hatten wir doch ein paar Futterstellen an strategisch günstigen Plätzen, wie wir gedacht hatten, für die Schnecken hergerichtet. Und wir haben diese Tiere gesammelt und weit weg gebracht, sie sollten auch leben dürfen. Schließlich sind wir alle Geschöpfe in Gottes wunderbarer Natur. So haben wir früher gedacht. Was waren wir dumm

Nun werden wir das ändern! Wir wollen keine Fremden mehr mitfüttern, wir wollen eigenes Gemüse ernten, und wir werden eigenes Gemüse ernten. Denn nun fahren wir wie alle anderen Hobbygemüseanbauer mit scharfen Geschützen auf. Sie werden es noch bereuen, dass sie mehr wollten, als wir zu geben bereit waren, ja dass sie unseren Gemüsegarten leer gefressen haben.

Ob als Camper mit Haus am Rücken, oder auf Quartiersuche ohne eigenem Haus, wir haben nun kein Mitleid mehr mit dieser räuberischen Brut! Und wegbringen werde ich auch keine Schnecke mehr. Ich habe gehört, dass Salz auf den Rücken von Schnecken gestreut auch ein gutes Mittel dagegen ist. Ich werde es probieren!