© by Wilhelm Maria Lipp

Die Macht der Steine

 Wieviel tausend Jahre hat es gedauert, bis der Stein aus seinen Grundbaustoffen zusammengepresst war. Und wie viele Jahre danach, bis er den Weg aus dem Erdinneren an die Oberfläche fand. Was hat er dabei alles erleben dürfen, was erleben müssen? Wenn der Stein reden könnte, was würden wir da erfahren?

Aber Steine können nicht reden, und trotzdem können sie auf uns einwirken.

Ja, auf uns wirken und das nicht erst durch den gezielten Wurf eines Menschen, der uns Böses zufügen möchte. Nein, der Stein wirkt schon durch sein Dasein, durch seine Präsenz. Mit all den Erfahrungen, all den Erlebnissen, die er hinter sich hat, trägt er als Friedenbringer dazu bei, dass wir Menschen bei unseren Bemühungen um Frieden unterstützt werden.

In früheren Generationen fühlten die Menschen eher, dass sie die Härte des Steines als Waffe nutzen könnten und taten dies auch immer wieder. Doch den Steinen war das zuwider. In ihrer unendlich lang dauernden Passivität und in ihrem kollektiven Zusammenhalt sehen sie ihre Bestimmung auf unserem Planeten.

Die unendlich lang dauernde Passivität finden wir zum Beispiel um manchen Hals von Frauen. Je stärker der Stein einem Druck ausgesetzt war, umso qualitätsvoller kann seine Ausprägung zur Geltung kommen. Denken wir nur an Diamanten oder an ähnlich harte Steine, die von den Menschen als Schmuck verwendet werden.

Der kollektive Zusammenhalt auch von Steinen unterschiedlicher Materialien manifestiert sich in den hoch aufragenden Felswänden der Berge, aber auch in den Bauwerken, die Wasser, Wind und Wetter trotzen. Als Beispiele dafür kennen wir Staudämme, Wildwasserverbauungen, Häuser, Mauern und viele andere Bauwerke.

Aber all das zeigt noch nicht die gewaltigste Kraft, die von Steinen ausgeht.

Steine erinnern uns an ihre Kraft, wenn wir sie um den Hals tragen, oder einfach in die Hosentasche einstecken. Besonders aggressive Lebewesen, ich meine eigentlich denken könnende Lebewesen, also Menschen, die von der Macht der Steine erfahren haben und stets einen Stein eingesteckt haben, können durch dieses Bewusstsein ihre Aggressivität in Zaum halten. Im Moment des überschäumenden Aggressionspotentials spüren sie ihren Kraftstein am Oberschenkel und bremsen sich ein. Manchmal genügt ein verstohlener Griff von außen auf den Stein in der Hosentasche, und schon kann man sich einbremsen, seine aufbäumende Aggressivität zügeln und mit dem Gegenüber ein Sachgespräch führen.

Diese Macht, die die Steine haben und uns zur Verfügung stellen, kann jeder von uns ausprobieren. Wenn du in der Natur unterwegs bist, findet dich der Stein, der zu dir gehört. Du siehst ihn und weißt, das ist er, das ist dein Begleiter für die nächste Zeit, das ist die Quelle deiner eigenen Kraft, um dich im Umgang mit dem Gegenüber zu beherrschen. Dann nimmst du ihn hoch, befühlst ihn, spürst dich in ihn hinein. Sobald du merkst, ihr gehört zusammen, hast du auch den richtigen Platz für ihn. In der Hosentasche, an einer Schnur um den Hals, oder sonst wo. Hauptsache, du kannst ihn mit deinem größten Organ spüren, mit deiner Haut. Du wirst sehen, dein Stein begleitet dich ab nun durch dein Leben, so lange er gebraucht wird. Lass auch du dich darauf ein und nütze die Kraft deines Steins zum Erhalt und zur Bewahrung deines Friedens. Es liegt an dir!