© Michaela Lipp

 

Im Waldviertel

 Wir fahren ins Waldviertel. Zu der Block Heide. Wie schön ist es dort: Große Steine, moosbewachsen. Auf dem einen oder anderen Stein wachsen sogar Pilze. Tiere leben auf, am und unter den Steinen. Willi zeigt mir einen Wackelstein. Ich bin erstaunt, dass ich diesen tonnenschweren Stein in Bewegung bringe. Nein, es ist nicht spektakulär, aber es ist für mich ein kleines Wunder. Ich strahle und lache und genieße den Tag. Wir essen in Tschechien, in einem kleinen Hotel am Marktplatz in Neubistritz.

Cola und Limo , eine Suppe, Kartoffelknödel oder Kartoffelpuffer. Zum Nachtisch etwas mit Blaubeeren. Ein Essen zum Niederknien.

Natürlich gehen wir vorher und danach Pilze suchen: Maroni und Butterpilze, drei Pfifferlinge und ein paar Steinpilze. Wir planen schon, was wir damit machen. Ich sah ein Gericht mit rohen, hauchdünn geschnittenen Steinpilzen – gesalzen und gepfeffert mit Schinken serviert. Carpaccio. Das will ich auch einmal probieren. Wir fahren kreuz und quer durch die Gegend. Viel Gegend ist da im nördlichen Waldviertel. Es ist mystisch und viele Geschichten über Kelten und Germanen ranken sich dort um die baumreiche, dunkle Gegend.

„A rauche Gegend!“, so singen wir im Chor. Ja das stimmt genau, dort fühle ich mich aber wohl, wenn wir Ausflüge machen. Dahin. Zum Schwammerlsuchen, oder wir fahren zum Thermenbesuch.

Am Nachmittag geht es zurück nach Hause. Direkt an einem Steinmetz vorbei. Schon von weitem sieht man eine Säule, eine eckige. Stele, Stehle oder Steele genannt. Ein Hinweis besonderer Art.

Beim Näherkommen erkenne ich in Stein- aus Stein gehauene Figuren und Tiere. Mauern und Brunnen. Und natürlich die immer üblichen vorhandenen Grabsteine. Ein großes Schild verkündet:

RESTPOSTEN – SONDERPREISE

Ich sehe das Schild und muss lachen, Willi sieht mich an und fragt dann: „Mein Schatz, was erheitert dich denn?“ Dann erzähle ich ihm meine Gedanken: „Stell dir vor, Willi, heute gibt es Sonderpreise für Familie Müller. Grabsteine werden um 30% reduziert. Und Herren wie Herbert Müller, Jahrgang 1940, erhalten sogar bis zu 60 % Rabatt.“

Willi sagt dann lachend: „Sollen wir uns einen aussuchen, nachdem sie heute billiger sind?“ Ich schüttle den Kopf, „Nein, nein! Unser „Grabstein“ wird ein Baum im Ruhe Wald sein. Wir wollen kein Monument für unsere Nachkommen.

So werden sie uns ohne zusätzliche Arbeit an einem Friedhof in Erinnerung behalten können.