© by Ingrid Hoffmann

Steine im Wasser

 Steine im Wasser, was sagen sie mir?
Daß ich geborgen bin heute und hier?
Daß ich ein Tropfen im Wasser nur bin!
Daß ich erleb und verrinne mit ihm,
wie Steine im Wasser.

 Steine im Wasser, sie liegen umher.
Pflückst du sie aus, ist das Wasser nicht leer.
Tausendfach schimmert im Fließen ihr Bunt,
preisen den Schöpfer und tun es uns kund.
Die Steine im Wasser.

 Steine im Wasser, wie Sterne im Blau,
liegen im glasklaren Bach in der Au.
Hängende Zweige berühren ganz sacht
träges Geplätscher, das Freude uns macht,
und Steine im Wasser.

 Steine im Wasser, sie liegen im Kreis,
einer ganz groß und ein andrer ist weiß,
einer, er schimmert so rot wie Rubin,
kleinere schweben auf Wellen dahin.
Die Steine im Wasser. 

Steine im Wasser bei Vollmondenschein,
glitzern so silbern, da tauche ich ein,
fühle mich mächtig vor Stärke, wie wohl,
heb aus dem Bache die Hand, sie ist voll
mit Steinen im Wasser.

 Steine im Wasser, sie glitzern wie Glas,
hüpfen und springen wie Frösche im Naß,
holen die Träume vom Himmel herab,
liegen am Grunde, wie Gott sie uns gab.
Die Steine im Wasser.

 Steine im Wasser, auf ihnen ich geh.
Steh ich auf einem, ich andere seh,
trete und schreite unendlich dahin,
hab nur die Weite und Freiheit im Sinn,
wie Steine im Wasser.

 Steine im Wasser. Es spiegeln darin
Zweige und Äste, und Wolken ziehn hin.
Düsternis – hält so der Himmel Gericht?
Spiegelklar seh ich der Menschen Gesicht
und Steine im Wasser.

 Steine im Wasser, sie leuchten im Bach.
Sonne macht fröhlich, macht munter und wach.
Greif ich nach Gold, aus dem Naß ich es hol,
nehm immer mehr, doch der Bach ist noch voll
mit Steinen im Wasser.

 Steine im Wasser. Wie gut es uns tut!
Schluckweise löscht’s uns den Durst in der Glut.
Anderswo baden die Menschen zur Kur,
sehen die Edlen, und doch sind sie nur
Steine im Wasser.