© by Silvia Edinger

 

Steine

Wie gern bin ich am Meer in Kroatien gesessen und habe die bunten Kiesel beobachtet, ihre vielen Nuancen, Formen und ihre ständige Bewegung mit den Wellen. Ohne Widerstand zu leisten, getragen von der ewigen Weisheit des Meeres. Ohne Aufbegehren gegen heftige Schübe, bereit beschliffen zu werden vom Nachbarstein oder vom felsigen Untergrund. Ihr stoisches Vertrauen in die Gezeiten hat mich immer wieder fasziniert, hat mich verleitet, die interessantesten in einen Plastikbeutel zu packen und mit nach Haus zu nehmen. Ein kleines Privatmeer wollte ich in einer Keramikschüssel bauen, mit einigen Muscheln und einer Handvoll Sand. Doch meine Stein Favoriten verloren im Süßwasser ihren Zauber, die Farben waren stumpf, sie wirkten deplatziert, glanzlos wie ein Kieselstein in einer Perlenkette. Ich habe den Versuch, ein Privatmeer zu bauen aufgegeben, vielmehr erfreue ich mich an Steinen in Flüssen und Meeresstränden.

Erst kürzlich ist mir das Phänomen der falschen Umgebung auch bei einem Menschen aufgefallen, der im Berufsumfeld souverän und kompetent wirkt, außerhalb dieser jedoch glanzlos. …

Und- wenn ich ehrlich zu mir selber bin- glänze ich auch nicht immer.