© by Michael Schönberg

Eine kleine Katzengeschichte

Was habe ich mich über das Sonderangebot bei Fressnapf gefreut.

Zwölf Tüten Whiskas Futter zum Preis von zehn. Natürlich bin ich sofort dahin gefahren und habe einen ganzen Monatsvorrat gekauft. Fünf Pakete mit je zwölf Tüten und wie schon erwähnt mit 20 % Rabatt. Dadurch füttere ich die Katze jeden sechsten Tag umsonst. Dazu muss man wissen, meine Katze bekommt morgens und abends je eine Tüte Katzenfutter. Sonst nichts, da bin hart wie alle Katzenbesitzer.

 

Meine Katze hat sich über die neue Futtersorte richtig gefreut. Ich habe es daran gesehen, weil ihr Futternapf Ratz fatz, leer war und aussah wie gespült. Ja, es schien ihr wirklich zu schmecken und ich war ein stolzer Katzenpapa. Glückliche Katze und gleichzeitig Geld gespart!

Was will man mehr!

 

Nach einigen Tagen wurde meine Katze unruhig. Ständig lief sie hinter mir her und mauzte mich an. Völlig unnormal für meine Katze, denn eigentlich ist sie eher ein ruhiger Vertreter der sanften Pfoten. Futtern und dann wieder schlafen. Mir schien es auch, als wäre sie etwas dünner geworden. Vielleicht weil sie sich mehr bewegte?

 

Bei der Säuberung des Katzenklos, ich suchte nach Spuren von Durchfall, ergaben sich auch keine weiteren Erkenntnisse, dass irgendetwas nicht stimmte. Gut, vielleicht war die Kotmenge etwas geringer als sonst. Ich machte mir dann keine weiteren Gedanken.

 

Bis ich eine alte Tüte Futter von der Firma Kittekat in den Händen hielt. Das Futter, was sie früher bekommen hatte. Irgendwie kam mir diese Tüte schwerer vor als die Tüten von Whiskas. Aus diesem Grund habe ich mal die Gewichtsangaben der beiden Tüten verglichen. Kittekat 100 Gramm als Füllgewicht. Als ich das Gewicht der Whiskastüte sah, erschrak ich. Whiskas hatte nur 75 Gramm Futter in der Tüte.

Mir wurde klar, ich habe meiner Katze jeden Tag 25 Prozent weniger Futter gegeben. Als ich das erkannte, wurde mir ganz anders. Vorbei der Jubel über den Gewinn und vor allem vorbei der Gedanke, ich habe eine glückliche Katze.

Ich wusste jetzt, ich habe eine hungrige Katze.

Man stelle sich mal vor, einem wird von heute auf morgen 25 Prozent der Nahrung entzogen. Oder man bestellt sich ein Glas Bier und das ist nur zu drei viertel gefüllt. Jeder würde sich beschweren und eine Änderung verlangen. Heute weiß ich, auch meine Katze hat sich beschwert aber ich habe ihre Signale nicht verstanden und die verringerte Kotmenge im Katzenklo nicht richtig gewertet. Als erste Maßnahme habe ich meiner Katze nicht nur die alte Tüte Kittekat gegeben, sonder auch noch eine Whiskastüte in ein zweites Töpfchen gefüllt. Beide Töpfchen wurden von ihr sofort geleert.

 

Dann bin ich zur Polizei gegangen und habe mich wegen Tierquälerei selbst angezeigt. Ich hatte ein altes Foto aus dem Album entnommen und die Katze in ihrem jetzigen Zustand abgelichtet und beide Bilder dem Beamten vorgelegt. Beim Vergleichen der Fotos konnte man klar erkennen, dass die Katze stark abgenommen hatte.

 

Der Beamte hat meine Selbstanzeige zurückgewiesen, da ich diese Straftat nicht vorsätzlich begangen habe und durch mein Erscheinen erkennen ließ, dass es mir leid tut und er sicher wäre, dass ich das nicht nochmal machen würde.

 

Ich bin dann noch zu unserem Tierarzt gegangen, um einen Fachmann zu befragen, welche Schäden sie wohl genommen haben könnte. Aber auch hier wurde ich mit dem Hinweis, eine kleine Abmagerungskur hätte noch keinem geschadet, abgewiesen. Im Gegenteil, der Arzt sagte mir, dass es meiner Katze wahrscheinlich jetzt sogar besser geht als bei ihrem letzten Besuch.

 

Natürlich habe ich mich bei meiner Katze entschuldigt und ihr versichert keine Whiskastüten mehr zu kaufen, egal wie billig sie auch wären. Meine Katze hat mir nach einiger Zeit verziehen. Vielleicht auch deshalb, weil sie neben ihren vollen Futtertüten, immer noch ein kleines Leckerchen bekommt. Durch diese Maßnahme hatte ich wieder ein reines Gewissen und meine Katze nach kurzer Zeit wieder ihr altes Gewicht.

 

Ach ja, auch das Katzenklo ist jetzt wieder besser gefüllt.

 

 

Aus dem Buch : Michaels Kurzgeschichten

Epubli Verlag 2014

ISBN: 978-3-746708-43-0

Alle Rechte beim Autor Michael Schönberg