© by Michaela Lipp

 

Eine Maus am Ohr

Ich gehe vor dem Einkaufen in den Wald hinein, vielleicht sehe ich ein paar Pilze. Das Auto steht schon am Parkplatz dort. Als ich eine Zeitlang unterwegs bin, sitzt am Wegesrand eine kleine Maus. Sie zwinkert mir zu. Ich sehe genauer hin, wieder zwinkert die Kleine und winkt jetzt auch, dass ich näherkommen soll. Ich drehe mich um, meint die wirklich mich? Wenn mich jemand sieht, ich mache das, was mir eine Maus ansagt.

Aber ich ein neugieriger Mensch und gehe näher, die Maus deutet mir an, ich soll mich hinunter beugen, als ich ganz nahe bin, höre ich ein kleines Stimmchen: „Wenn du jemanden erzählst, dass ich sprechen kann, verzaubere ich dich“

Hat mich Christiana auf eine Zaubermaus bei unserem letzten Treffen gebracht? Ich sage zu der Maus: „Das glaubt mir doch sowieso keiner.“ Und nach einer kurzen Pause noch: „Was willst du von mir?“

Die kleine Maus piepst weiter: „Ich brauche deine Hilfe.“

Ich fange an, zu grinsen, eine Maus die sprechen kann und die ich noch verstehen kann. Wow!

Die Maus streckt sich hoch und klammert sich in meinen langen Haaren fest. Dann ist sie an meinem Ohr: „Du machst jetzt das, was ich will oder ich beiße dich!“

Wieder lache ich, aber die Maus fackelt nicht lange und beißt mir ins rechte Ohr. „Au-„ schreie ich auf „höre auf, ich mache schon, was du willst.“ Ich fühle warmes Blut an meiner Wange. Mit einem Taschentuch tupfe ich es ab. Die Maus sitzt auf meinem rechten Ohr, versteckt hinter meinen Haare. Sie kann mich lotsen, ohne dass jemand die Maus sieht. Ich glaube, die hat Ratatouille geschaut.

Oh, was jetzt? Wieder höre ich dieses kleine süße Stimmchen an meinem Ohr, so unschuldig und lieb hört es sich an, aber die Worte, die ich höre sind folgende: „Wir gehen jetzt zum Hofer, ich brauche dort etwas. Wehe, du schreist um Hilfe oder du wehrst dich.“

Ich gehe eilig dahin, es ist nicht allzu weit zurück. „Einen Wagen“ flüstert es an meinem Ohr. Mich schaudert.

Im Eingangsbereich steht Werbung, eine verspiegelte Fläche. Ich sehe Blut auf meiner Wange, vorsichtig tupfe ich es mit meinem schon blutigen Taschentuch ab.

Im Laden gehe ich gerade aus. Aber die Maus flüstert: „Schokolade, Kekse und Kartoffelchips, drei Liter Cola und 10 Dosen, nein 20 Dosen Red Bull.“ Ich lade alles in den Einkaufswagen. Dann noch Käse, Müsli und am Ende dann noch Brot, aber eines mit Nüssen. Ich bezahle alles an der Kasse. Die Maus beißt mich wieder, als ich anfangen will, mich zu wehren. Wieder läuft Blut herab. Tropft auf meinem Leiberl. Die Verkäuferin nimmt es wahr! Sie lässt mich in Ruhe und kassiert es wortlos. Sie drückt mir den Kassenzettel und eine kleine Karte in die Hand.

Ich verlasse den Laden und packe die Einkäufe in eine Tragetasche, so dass ich alles in den Wald bringen kann.

Dann steigt die Maus von mir herunter und ich lasse alles stehen. Zuvor hat mir die Maus gesagt, ich muss den Müll mitnehmen, der hinter einem Baum liegt. Jede Menge Dosen, Plastik und Verpackungsmüll! Schnell verlasse ich den Wald und schleppe den Müll heraus. Das Einkaufen ist mir für heute vergangen.

Aber dann lese ich die kleine Karte von der Verkäuferin:

„Diese Maus ist fast jeden Tag hier im Laden. Bitte lassen sie sich gegen Tetanus impfen. Danke für ihren Einkauf.“