© by Ingrid Krüger

Poldis Abenteuer

 

Es war einmal eine Igelfamilie. 

 Die Igel-Mama begann hinter einem Holzstoß ein Nest zu bauen, denn sie wusste, in Kürze würde sie ihre Igel-Babys bekommen.

Dann war es so weit, sie bekam vier kleine, rosige Igelchen. Ihre Stacheln waren ganz weich und ihr Bäuchlein noch ganz nackt. Sie konnten auch noch nicht so richtig sehen und krabbelten tollpatschig herum, aber zur Milch ihrer Mama fanden sie sehr bald. Sie war sehr fürsorglich, stupste ihre Kleinen zärtlich mit ihrer Nase und leckte ihre Bäuchlein. Achtete auch immer darauf, dass keines der Babys zu kurz kam, oder aus dem Nest purzelte. Das Nest verließ sie nur in der Nacht, wenn die Kleinen schliefen, um Insekten und Würmer zu fressen. Natürlich war ihr Hunger groß, hatte sie doch ihre vier Kinder zu ernähren.

So wuchsen die Igelchen langsam heran. Jedes erhielt von der Igel-Mama einen Namen. Die beiden Mädchen nannte sie Susi und Moni, die Buben Luki und Poldi.

 Mit der Zeit waren sie schon um einiges größer, und es wurde immer enger im Nest. Auch wenn sie sich noch so zusammenrollten, kullerten sie öfter hinaus. Auch die Neugierde wurde immer größer, was es da draußen wohl so gab? Die Mama hatte Mühe, sie noch im Nest zu halten.

 Eines Tages, es waren inzwischen einige Wochen vergangen, da beschloss sie, mit ihrer kleinen Familie das Nest zu verlassen. Sie machte sich auf den Weg. Drei der Kleinen liefen brav hinter ihrer Mama her. Nur der Poldi nicht! Die Igel-Mama entfernte sich langsam und rief immer wieder nach Poldi. Dann blieb sie stehen und wiederholte ihr Rufen. Doch er kam nicht! Da wurde sie sehr böse und schimpfte laut. „Gut dann eben nicht, wenn du nicht folgst, dann sie zu, wo du bleibst!“, und ging mit ihren drei Kleinen weiter.

Poldi folgte nicht und ging seine eigenen Wege. Es gab ja so viel Interessantes und Neues, zu sehen und zu riechen. Endlich draußen aus dem Nest! Jetzt wollte er die große weite Welt erkunden und ging spazieren.

Als er so über die Wiese ging, flog auf einmal vor seiner Nase etwas das summte. Poldi fragte: „Wer bist denn du?“, „Ich bin eine Biene“, „und was machst du?“, „ich sammle Nektar und mache daraus Honig.“ „Aha“

Dann brummte es hinter ihm, er drehte sich um und sagte: „Du bist wohl auch eine Biene und machst Honig?“, „Nein ich bin eine Hummel, und mache keinen Honig.“ „Aha“

Er lief weiter, streckte sein Näschen in die Höhe, weil es so gut roch. Dann sah er große gelbe, kleine rote und weiße Flecken in der grünen Wiese und fragte: „Wer seid denn ihr? und was macht ihr?“ „Wir sind Blumen und geben den Bienen unseren Nektar.“ „Aha“

 Auf einmal sah er etwas  Größeres mit schönen bunten Flügeln auf einer gelben Blume sitzen. Poldi fragte wieder: „Wer bist du denn?“ „Ich bin ein Schmetterling und trinke den Nektar.“ Erhob sich und flog zur nächsten Blume.

 Ein Stückchen weiter, sah er einen Vogel der in der Wiese nach Insekten suchte. Als Poldi näher kam, flog er einfach davon, so konnte er ihn nicht fragen, wer er denn sei.

Als er weiter ging sah er, dass etwas kleines Schwarzes in der Wiese krabbelte. Poldi fragte: „Wer bist denn du?“ „Ich bin ein Käfer“. „Und was machst du?“,  darauf bekam er keine Antwort, er sagte nur mürrisch „Pass das nächste Mal besser auf, du hättest mich beinahe zertreten!“ „Entschuldige Käfer“ sagte Poldi.

 Dann sah er ein grünes hüpfendes Tier. Auf die Frage wer es denn sei, quakte es:  „Ich bin ein Frosch, ich bin ein Frosch“, und schwupps war er in das kleine Bächlein gesprungen. Poldi konnte es nicht glauben, dass der Frosch einfach so verschwand. Er ging näher zum Bächlein und schaute hinein, konnte ihn aber nicht sehen. Er kam dem Wasser zu nahe, musste niesen und schüttelte sich weil sein Näschen ganz nass geworden war. Er sagte: „Pfui, was war das denn“? Er ging etwas zurück und schaute wieder in das Bächlein. Da sah er auf einmal etwas mit Stacheln und daneben etwas dunkles Bedrohliches. Er erschrak so sehr, dass er umdrehte und, so schnell er konnte, auf und davon lief. Er wusste ja nicht, dass es sein Spiegelbild und sein eigener Schatten war.

 Nach diesem Schreck ging Poldi langsam weiter. Da begegnete er einem grauen behaarten kleinen Tier mit einem langen Schwänzchen. Als er fragte: „Und wer bist du?“ sagte sie: „Ich bin eine Maus“, und schon hatte sie sich blitzschnell in ihrem Mäuseloch versteckt.

Nach einer Weile sah er eine Schnecke, er beschnupperte sie und bevor er noch etwas sagen konnte, hatte sie sich schon in ihr Schneckenhäuschen verzogen. Seltsam dachte er, ich wollte doch nur fragen.

 Dann kam er zu einer Stelle wo kein Gras war, nur Erde. Da sah er einen Wurm, dieses Tier kam ihm bekannt vor, er dachte nach; dieses Tier? dieses Tier? Ach ja, das frisst die Mama gerne.

 „Mama? Mama? Susi? Moni? Luki? Mama! Mama!“

 Aus purer Neugierde hatte er schon längst, ohne es zu merken, den Anschluss an seine Familie verloren. Schließlich war er ja in eine ganz andere Richtung und kreuz und quer herumgelaufen.

Auf einmal wurde Poldi klar, dass er ganz alleine war. Er bekam große Angst und irrte umher, konnte jedoch seine Familie nicht finden. Er fühlte sich so einsam, dass er zu weinen begann und nach seiner Mama schrie so laut er konnte.

Die Igel-Mama hörte zwar Poldis Schreien, war aber immer noch böse auf ihn. Als jedoch sein Rufen immer kläglicher und verzweifelter wurde, verschwand ihr Ärger. Sie verzieh ihm seinen Ungehorsam und sagte: „Kommt Kinder, wir gehen jetzt den Poldi suchen“!

 Die Freude war riesengroß, als sie sich nach einiger Zeit fanden und wieder alle beisammen waren.

 Und Poldi? 

Der folgte ab diesem Tag seiner Mama auf Schritt und Tritt überall hin, bis er erwachsen war.