© by Monika Krampl

Mein Herz gehüllt in Trauer

 Gestern haben wir uns von unserer Hündin Samy verabschiedet.

Sie hat uns über vierzehn Jahre lang so viel Freude und Liebe geschenkt.

Wir haben sie geliebt und sie uns.

Ich vermisse sie.

Jeden Weg, den ich nun gehe, bin ich mit ihr gegangen.

Neue Wege wollen beschritten werden, dann – wenn der Schmerz vorbei ist.

 

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meine seele weint
ein abgesang für samy

 

ich vermisse dich
du schöne

 

ich möchte nicht beweinen
die zeit war schön
und weine doch

 

du warst mir spiegel
dein sanfter blick
dein forderndes bellen
es wird mir fehlen

 

ich vermisse dich
du schöne

 

dein energisches bellen trieb
vermeintliche gefahr in die flucht
du beschütztest mich
am ende habe ich dich beschützt
als du angstvoll wege verweigertest

 

die tödin winkt mir zu
wir kennen uns
schon eine weile

 

ich danke dir
meine treue gefährtin
du fehlst mir
mein herz ist mit dir
meine seele weint

 

wir kommen und wir gehen

du bist gegangen
ich vermisse dich
du schöne

 

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Eine Erinnerung

2017 habe ich geschrieben

 

Mein Herz wird ganz weit

 

Mein Herz wird ganz weit und meine Mundwinkel gehen nach oben, wenn meine Hündin sich freut, wenn ich zur Tür reinkomme; wenn sie mich so intensiv anschaut, dass ich mir überlege, was sie wohl grade denkt; wenn sie schläft und ihr ganzer Körper ruckelt und zuckelt; wenn sie schläft und schnarcht; wenn ich die Leine in die Hand nehme und sie vor Freude herumspringt wie ein Ziegenbock; wenn ich traurig bin und sie ihren Kopf auf meine Knie legt; wenn sie beim Spazierengehen dauernd Neues entdeckt und ich stehen bleiben muss – und dabei im Hier und Jetzt lande ….

 

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Eine Woche ohne Samy

 

Schmerz. Tränen in meinen Augen. Ich vermisse sie.

Unendlicher Schmerz, wenn ich daran denke, dass es sie seit Dienstagabend nicht mehr gibt, – da wurde sie eingeäschert.

Am Samstag wurde sie eingeschläfert. Doch erst jetzt mit den Gedanken, dass sie auch körperlich nicht mehr anwesend ist, hat es das Endgültige.

 

Ich stehe immer wieder an der Terrassentür und sehe sie langsam auf ihrem ausgetretenen Pfad die Grundstücksgrenzen entlang schnüffelnd gehen. Ich sehe ihr Hinterteil mit dem weißen Schwanz, der wie ein Metronom im gleichmäßigen Rhythmus hin und her tickt. Der Taktmesser sind ihre Schritte.

Ich sehe, wie sie zurückkommt und vor meiner Terrassentür die kurzen Beller in ihrer auffordernden Stimmlage – „ich will rein“ – macht.

Sie schaut mich an mit ihren sanften braunen Augen.

Das alles gibt es nicht mehr.

Sie gibt es nicht mehr.

 

Die Hundematratze habe ich weggeräumt. Es ist leer.

Leere und Stille in meinem Haus.

Es ist eine andere Stille als meine geliebte Stille der Ruhe und Achtsamkeit.

Es ist eine Stille des Verlustes.

Der Raum, den ein geliebtes Wesen eingenommen hat, ist leer.

An Stelle der Matratze steht eine brennende Kerze.

Ich schaue in das Licht und wünsche mir, dass sie, so wie alle meine bereits verstorbenen Lieben ins Licht gegangen ist.

 

Die Tödin geht an meiner Seite.

Schon sehr lange.

Sie ist mir eine Freundin geworden.

Sie kennt meinen Schmerz und trägt ihn mit mir.

Eines Tages wird sie mich an der Hand nehmen und mich ins Licht begleiten.

 

Die Trauer, die so unendlich erscheint – ich gebe ihr den Raum und die Zeit, die sie braucht. Der Verlust und die Erinnerungen schmerzen.

Der Schmerz wird kommen und gehen und kommen und gehen – wie die Wellen des Ozeans …

 

Doch irgendwann, – irgendwann wird die Erinnerung mit Dankbarkeit an das unendlich Schöne, das mir Samy geschenkt hat und das wir gemeinsam gelebt und erlebt haben, ohne den verhüllenden Schleier der Traurigkeit wieder in mir sein …

 

Jetzt schläft Samy für immer – doch etwas Neues wird kommen, und ich kann mich ihm nicht entziehen.

 

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„Der Tod ihres Partners Luchs bereitet ihr dagegen großen seelischen Schmerz. (…)

Mit positiv gefärbten Gedanken an eine ungewisse Zukunft endet der Roman. „Ich sehe, dass dies noch nicht das Ende ist. Alles geht weiter. Luchs wird es nie wieder geben, aber etwas Neues kommt heran, und ich kann mich ihm nicht entziehen.“

(Aus dem Roman „Die Wand“ von Marlen Haushofer. Luchs ist ihr Hund.)