© by Michaela Lipp

Ein Haus ohne fließendes warmes Wasser.

Deutschland vor vielen Jahren. Aus meinem Elternhaus war ich an Elektrizität in allen Zimmern und an fließendes warmes Wasser gewöhnt, und dann kam ich zu Beginn meiner ersten Ehe in ein über 300 Jahre altes Bauernhaus. Dort gab es in der Küche zwei Steckdosen!

Eine für den Kühlschrank und die zweite für das Radio vom Senior des Hauses, für meinen 79-jährigen Schwiegervater. Ab und zu durfte ich dort auch mal die Mikrowelle, die Kaffeemaschine, den Mixer oder den Wasserkocher anschließen.

Und es gab nur kaltes Wasser aus der Leitung.

Kochen musste ich auf Holz. Wenn ich spülen wollte, musste ich in einem Topf Wasser erwärmen. Dieser stand das ganze Jahr über auf dem Herd. Ich glaube, da waren zwei Zentimeter Kalk innen drinnen. Ab und zu, wenn ich kaltes Wasser nachgefüllt hatte, sprang ein Kalkstück ab. Nun musste ich das heiße Spülwasser nutzen, das nächste würde dauern. Also verbrannte ich mir oft die Finger beim Gläserspülen, und die fettigen Sachen waren irgendwie am Ende immer noch fettig. Dann war auch das Spülwasser -zweite Runde- heiß genug.

Mein Schwiegervater maulte immer: „Wir gaben das Spülwasser ohne Spülmittel immer den Schweinen, da waren noch Nährstoffe drinnen. Du schüttest immer alles gleich weg!“ Naja wir hatten aber kein Schwein mehr.

Das Haus war kalt. Wir hatten einen Ofen in den Räumen vom Schwiegervater, den schon erwähnten in der Küche, und einen Ofen im oberen Stock, den wir bewohnten. Flur und Treppenhaus waren immer kalt, im Winter sogar manchmal gefroren. (Dann putzte ich mit Salzwasser den Boden).

Und es gab einen Badeofen im Bad. Diesen heizten wir ein bis zweimal die Woche ein, um baden zu können.

Aber auch hier musste man das Baden mit der Menge des Wassers timen.

Nur kleine Scheite passten in den Ofen, das enge Schürloch war kaum regelbar. War die erste Portion heiß, ließ ich es in die Wanne. So etwa 10 cm hoch. Dann hieß es weiter nachlegen, bis auch die zweite Menge handwarm war. (An der Außenseite des Wasserboilers konnte man mit aller Vorsicht nachfühlen). Inzwischen legte ich die Windel für den Kleinen bereit, die Schlafanzüge für beide Söhne und Handtücher für uns alle.

Jetzt konnten wir baden. Mein Mann war als erster im gut temperierten Wasser, dann kamen die Söhne zu ihm. Erst der Kleine. Am Boden kniend zog ich ihn auf der Wickelunterlage aus, nahm ihm die Windel ab und hob ihn in die Wanne zum Papa. Der zweite Sohn stand daneben in den Startlöchern. Er zog sich schon fast alleine aus und stieg auch rasch zum Papa. Mir lief jetzt schon Wasser vom Rücken, obwohl ich noch nicht in der Wanne war. Bald nahm ich den Kleinen frisch duftend in die Arme und kuschelte ihn in ein Handtuch. Windel um und … Der Große wollte noch nicht aus dem Wasser! Ok! Ich zog den Kleinen fertig an und brachte ihn mit einem trockenen Handtuch über den Kopf gehüllt ins Obergeschoß in seinen Laufstall. Dann wieder runter, den Großen holen. Der wollte immer noch nicht raus, aber der Badeboiler blubberte schon gefährlich, das Wasser würde gleich zu kochen beginnen.

Da kam der Große von alleine raus, einmal war ihm das kochende Wasser durch den Duschschlauch zu nahe gekommen, seither hatte er immer Angst, wenn der Boiler blubberte. Aber das war uns allen damals irgendwann passiert.

Dann trocknete ich den großen Sohn ab. Anziehen, mit Handtuch am Kopf durchs Haus. (Im Flur war es empfindlich kalt). Jetzt schwitzte ich wie … naja ich war halt nass und fror, als ich runter kam. Die Kinder waren mit Papa im Wohnzimmer. Ich musste erst das Chaos im Bad entsorgen, danach konnte auch ich baden. Das allerdings hatte schnell zu gehen. Kaum zehn Minuten später ging die Türe schon wieder auf. Mein ungeduldiger Großer fragte: „Mama, bist du bald fertig?“

Und der Badeofen blubberte dazu, als ob er mich auslachen wollte.