© by Heinz Zitta

Das Telefon

 

Schreibimpuls:
Ich soll irgendein Foto wählen und dann das dazu passende Gefühl beschreiben. Ein Gefühl. Welches Gefühl empfinde ich? Kälte. Dieses Gefühl strahlt aber nicht das Bild aus. Es ist das Wetter, es ist der kalte Wind.

 

Das Gefühl von Kälte ergibt keine nette Geschichte. Ich lasse daher doch das Bild sprechen. Dieses Bild kann sprechen, denn es zeigt einen Fernsprech-Apparat. Ein Telefon. Ein altes Telefon. Ein Wählscheiben-Telefon. Man hat gedreht, statt getippt. Den Finger in ein nummeriertes Loch stecken und gegen die Federkraft aufziehen. Richtige Körperarbeit, beim Wählen. Der Telefonhörer hatte eine anmutige Form. Schöne Kurven, harmonisch abgerundet. Man hatte was Ordentliches in der Hand, beim Telefonieren. Der Kunststoff war schon erfunden. Bakelit war das Material dieser Epoche, der Zeit der Erfindung des Telefons.

Das Telefon. Ein magisches Gerät. Man hört Stimmen aus großer Entfernung. Nur notwendiges wurde kommuniziert. Nicht jedes Blabla wie heute. Das Telefon war in seinen Anfängen ein Statussymbol. Das Fräulein vom Amt. Man kannte nur ihre Stimme. Sie vermittelte einen Sprecher zu einem anderen. Das Vermitteln war solide Handarbeit, stecken und stöpseln. Der elektrische Strom, moduliert von der Stimme, wurde auf den richtigen Weg gebracht. Das Telefon waren mit seinem Kabel ortsgebunden, gefesselt an wenige Meter Bewegungsfreiheit. Dieses sogenannte Festnetztelefon gibt’s auch heute noch, aber nicht mehr als Klassenprimus. Da hat ihm das mobile „Handy“ schon lange den Rang abgelaufen.

Nur im Büro, im Geschäft, hängen wir heute noch am Kabel. Das Telefon hat ein moderneres Design. Es ist immer noch aus Kunststoff, aber nicht mehr aus Bakelit. Die Ziffern werden nicht mehr gedreht sondern getippt. Beim Handy wird zusätzlich reichlich getippt gewischt. Ist das noch ein Telefon? Ja, so nebenbei. Aber es ist in erster Linie ein vielseitiger Kleincomputer. Mit eingebauter Kamera. Wisch und klick.

Der Ur-Ur-Ur-Enkel des guten alten Telefons.