© by Wilhelm Maria Lipp

Der Drache

 Man erbaut ein schönes Nest.
– Hochzeit war ein tolles Fest -,
füllt mit Kindern an sein Haus,
doch bald ist der Ofen aus.

 Denn die Mutter meiner Frau,
weiß es besser, ganz genau.
Niemals macht man ihr es recht,
was man tut, ist sicher schlecht.

 Und sie nörgelt, schimpft und schreit,
aber zu die fremden Leut´
tut sie so, als wär es gut.
Herr, ich bitte, schenk´ mir Mut!

 Einmal will ich laut es sagen,
möchte nicht nur heimlich klagen.
Bis jetzt fehlt mir diese Kraft,
und sie weiter Ärger schafft.

 Einz´ger Trost ist nur mein Wissen,
daß auch Drachen scheiden müssen
und der Weg zu hoch sein wird,
der sie dann zum Himmel führt.

Schon seit meinen Kindertagen
hörte ich die Leute sagen:
„Hundert Meter und nicht mehr,
steigt ein Drach´ zu Dir, oh Herr!“