© by Walter Nolz

Wiesen-Jazz

 Ich weis nicht wer da oben (Himmel) oder da unten (Hölle) für den hilflosen Jazz-Fan verantwortlich ist. Er oder sie, hatten ein Einsehen für meine Zwangslage – auch für den Abschluss des Festivals keine Fahrgelegenheit beziehungsweise kein Zimmer in der Ortschaft zu haben – und stoppten für mich in finsterer Nacht ein Auto nach Wien. Dieses war schon mit fünf Personen gut gefüllt, wodurch ich doch einige Bedenken hatte, mitzufahren. Die Fünf zerstreuten aber meine Bedenken mit dem Hinweis: „Noch so an guadn Festival, da leiwaundn Musik und dem süffigen Erdbeerwein, wos soid uns do scho no passiern. Und Bus geht jetzt um hoiwa drei a kana mehr. Oisa eina mit dir in de Tschesn“. So wurde ich überzeugt und stieg ein. Es wurde eine unterhaltsame Fahrt. Aus den Lautsprechern des Autoradios mit Cassetten-Abspielfunktion – so etwas gab es auch einmal – erklang die samtig / soulige Stimme von Roberta Flack, einer amerikanischen Gospel / Blues / und Soulsängerin mit ihrem Debut-Album „First Take“. Erschienen 1969 und für mich eine der schönsten Soul-Schallplatten. Es wurden noch die Auftritte der Musiker besprochen und einige Anekdoten aus der Jazz-Geschichte erzählt. In Wien wurde ich noch bis zu meiner Wohnung gebracht. Zwei bis drei Stunden konnte ich  in meiner  damaligen Mietwohnung in Wien noch schlafen, dann ging es ab in die Arbeit. An diesem Montag fielen meine Schmuckkreationen etwas seltsam aus. Die Ringe etwas verzogen, mit Steinen die schlecht gefasst waren und daher bei jeder Bewegung wackelten, die Broschierungen teilweise schief angelötet, aber im Herzen war ich recht glücklich über das tolle Festival und die unterhaltsame und sichere Heimfahrt. Kurz darauf wechselte ich in das damalige Hauptmünzamt, einem Staatsbetrieb, einem sicheren Arbeitsplatz und freute mich schon auf das nächste Jazzfestival.