© by Elisabeth Hafner

Chivalry is Dead

Am Vorabend des internationalen Iron Man Wettbewerbes in Klagenfurt läuft ein Ritter, stylisch in eine klirrende Rüstung verpackt, in freiem Gelände. Die metallenen Einzelteile der Rüstung klingen im Takt des Akteurs. Das ist Hochleistungssport, denn der Rüstungspanzer wiegt gut fünfundzwanzig Kilogramm. Drei Fahrräder aus Karbon beispielsweise, wiegen eine Ritterrüstung noch nicht auf!

Die beiden Hochleistungssportler und Tänzer Alexander Gottfarb und Alexander Deutinger gestalten im Rahmen des Festivals Pelzverkehr ihre Performance Chivallry is Dead. Höher, schneller, stärker! Beide Ritter messen einander solange, bis sie, wie die Männchen in der Batteriewerbung, kraftlos zu Boden sinken und erschöpft liegen bleiben.

Mit ausgefeilter Technik rappeln sich die Heavy-Metallica, eher wirken sie wie Rosenkäfer auf dem Rücken, zurück in den Zwei-Bein-Stand. Es scheint, als hätten sie nach dem Zusammenbruch eine neue Perspektive gewählt: Sie helfen einander aus ihren eisernen Sicherheitsjacken! Sobald sich die Nebelschwaden der Fogmaschine lichten, erkennen wir die stattgefundene Abrüstung, ein Rüstungsteile-Puzzle verteilt sich über die gesamte Bühne.

Welch ein Glück, denken wir, wir schleppen keine schweren Körperpanzer mit uns herum. Ist es so? Tragen wir nicht andere, unsichtbare Lasten mit uns?

Und das Lachen über antiquiertes Rittertum bleibt uns im Halse stecken, blicken wir auf die Zahlen moderner Rüstungsindustrie. Mit diesen Summen, die die Mächtigen aller Länder in ihre Aufrüstung stecken, wären die realen Nöte der Menschen sofort und effektiv gelindert. Es gäbe dann ausreichend Beatmungsmaschinen und Krankenhausbetten, kluge Bildungsinitiativen, gerechtere Entlohnung im Sozialsystem und, und, und …

Die Welt braucht uns nicht, wir jedoch brauchen die Welt. Und wir brauchen reformierte Spielregeln. Auch ein wachsendes Bewusstsein dafür, dass sich Vertrauen lohnt und dass die Art, wie wir miteinander und mit der Welt umgehen, zum Besseren transformierbar ist.

So wie die Erfindung des Fahrrades vor 250 Jahren das Leben der Frauen erleichterte und den Weg der Emanzipation beförderte, aber das ist schon wieder eine andere Geschichte.